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Husserl und Hegel ein Beitrag zum Problem des Verhältnisses Historischer und Systematischer Forschung in der Philosophie

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Die Welt des Menschen — Die Welt der Philosophie

Part of the book series: Phaenomenologica ((PHAE,volume 72))

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Zusammenfassung

Philosophiehistorische Forschung kann in grundsätzlicher Hinsicht ein Zweifaches bedeuten: Entweder man hat den systematischen Anspruch prinzipieller Wahrheitsfindung — sei es für immer, sei es bloß für den gegebenen Fall — aufgegeben; oder man unterstellt, daß die Geschichte der Philosophie selbst ihr System ist. Diese beiden (abstrakten) Möglichkeiten sollte man vor allem deshalb zunächst berücksichtigen, um die manigfachen Kompromisse, die zwischen ihnen mehr oder weniger ausdrücklich geschlossen werden, genauer artikulieren und bewerten zu können.1 Hat man aber die Alternative dergestalt zugespitzt, so scheint auch das Problem ein für alle Mal erledigt zu sein: Die Aufgaben der eigentlich systematischen, philosophischen Forschung haben dann mit philosophiehistorischer Forschung dem strengen Begriff nach nichts mehr zu tun. Es ist dann von jeder Wissenschaft, die einen bestimmten Gegenstandsbereich — welcher Art immer — mit hinreichender Gründlichkeit und unter Berücksichtigung aller Zusammenhänge (eben systematisch) klären will, jeweils diejenige (zweite) Wissenschaft zu unterscheiden, die solche (ersten) Wissenschaften bloß als (kultur-) historische Ereignisse nimmt. Es gilt dann: Geschichte und geschichtliche Betrachtung der Physik ist nicht Physik; Geschichte und geschichtliche Betrachtung der Philosophie ist nicht Philosophie.

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Literature

  1. Als Beispiel eines solchen Kompromisses, der bewußt ausgearbeitet ist, Hans Georg Gadamer, Wahrheit und Methode Tübingen 1960 (21965).

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  2. Zum Terminus „historisch“ als bloß faktisch „positiv” PhG, 12; L I (Vor. zur r. Ausgabe) 13 ff; Enz. § 4, S. 22; § 10, S. 28. Zur Gegenüberstellung von philosophischer, mathematischer und historischer Wahrheit (letztere als bloße empirische Faktenwahrheit) schon Christian Wolff, der damit das ganze 18. Jh. beeinflußt.

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  3. Cf. R. Lauth, Die absolute Ungeschichtlichkeit der Wahrheit, Stuttgart 1966. — K. R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. I: Der Zauber Platons, Bd. II: Falsche Propheten, Hegel, Marx und die Folgen, Bern 1957/58 kritisiert den „Historizismus“ (Bd. I, 32 ff; Bd. II, 471, 327–335, 468 ff) als „Holismus,” der die Geschichte als Ganze und in Totalität zu erfassen meint. Den Unterschied zum „Historismus“ als Bezogenheit auf je eigentümliche situationsgebundene räumlich und zeitlich abgrenzbare historische Erscheinungen positiv bei K. R. Popper, Das Elend des Historizismus, Tübingen 1965, z.B. S. 14, 2, 3.

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  4. Cf. CM, 118 ff. Das Eindringen solcher geschichtsphilosophischer Gedanken in eine eher wissenschaftstheoretisch gemeinte Argumentation findet sich schon bei Husserls Lehrer Franz Brentano, Die vier Phasen der Philosophie,hrsg. O. Kraus, Leipzig (Meiner) 1926, Hamburg 21968; drs., Über die Zukunft der Philosophie,hrsg. O. Kraus Leipzig (Meiner) 1929; neu hrsg. P. Weingartner Hamburg 21968.

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  5. Cf. G. Bauer, Geschichtlichkeit-Wege und Irrwege eines Begriffs, Berlin 1963, 82–89. Zur entsprechenden Husserl-und Hegelinterpretation Jean Ladrière, Hegel, Husserl and Reason today, in: The Modern Schoolman, Saint Louis 1959/60, Nr. 37, S. 171–195, bes. 171 ff., 189 ff., 192 ff. Husserl hat auch im Spätwerk Kriterium positiv von dezisionistisch-kairotischer Krise unterschieden (Kr, 3, 510 ).

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  6. Husserl kritisiert das (PhW, 327, 337). Dagegen aber Ladrière, a.a.O., 175ff (zum Ende der Geschichte bei Hegel); 188, 192 ff (zur Lebenswelt als angeblich letzter Totalität bei Husserl). Zu den geschichtstheoretischen Problemen der Kr ist sehr instruktiv P. Ricoeur, Husserl et le sens de l’histoire,in: Rev. de métaph. et de mor.,54. Jg (1949) S. 280–316.

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  7. Dazu Popper, Die offene Gesellschaft…,Bd. II, 36 ff., der Husserls „Essentialismus“ mit Hegels „Historizismus” sehr polemisch und beide Autoren ungenau behandelt (Bd. I, 290, Bd. II, 23 ff.).

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  8. Cf. PhW 292, 328 ff., 331 ff., 336, EPh I/II, Kr, 7, 13 ff., 16. Zur Philosophiegeschichte D. Henrich, Über die Grundlagen von Husserls Kritik der philosophischen Tradition,in: Philos. Rdsch. Jg. 6 (1958) S. 1–26.

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  9. Die Beilage XXVIII beschäftigt sich mit dem Problem der Genauigkeit einer in der Geschichte stehenden Philosophie. Eine Briefstelle aus einem Brief vom 10.7.1935 an Roman Ingarden wiederholt die berühmte Wendung und belegt, daß sie eine Art kulturpolitische Meinungsäußerung ist, nicht eine Auffassung über die prinzipielle Wissenschaftlichkeit der Philosophie. „Ihre Vorlesungspläne sind durchaus rationell - für Polen, in Deutschland sind alle diese Themen nicht mehr aktuell. Philosophie,als str[enge] Wiss[enschaft] gehört zur erledigten Vergangenheit… Auch im übrigen Europa greift die irrationalistische Skepsis um sich.“ (Briefe an Roman Ingarden,hrsg. R. Ingarden, Phaenomenologica, Den Haag 1968, S. 92 f.).

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  10. Heidegger vermag dies in seiner Interpretation der Einleitung der PhG auf seine Weise sichtbar zu machen (Hegels Begriff der Erfahrung, in: Holzwege,Frankfurt 51972 S. 105/117–192).

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  11. Zur Kritik an formalisierten Logiken und ihrer Reichweite Kr, r44, 192, aber auch in Husserls frühem Aufsatz „Erwiderung auf A. Voigt“,in: Vjs. f. Wiss. Philos. r7. Jg. (1893), S. 119 Anm. r. Zu Intentionalität u. Evidenz FtL, 143, 253.

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  12. Zum „Etwas überhaupt“ PhA (1891), S. 82–91, Id. I, 31 u.ö., FtL, 125, 167, 169 u.ö. Hegels „Sein” als allgemeinstes und noch zu bestimmendes Etwas: L I, 87 ff. — Die in LU auftretende „Korrelation“ baut Husserl seit Id. I immer differenzierter aus: CM 87 ff, 94 ff; Kr, 161 ff, 173 ff.

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  13. Teleologie ist für Husserl Ausdruck von Rationalität und Geregeltheit. PhW, 301, Id. I, 212, 246 ff; FtL, 243, 151, 155, 216, 236, 245 ff. Cf. auch „wesensmäßige Vorzeichnung“ Id. I 33o u. „Wesensstil der Erfahrung” FtL, 249.

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  14. Zu diesem Terminus Id. I, 333 ff; CM 55, 62, 133; EPh II, 366. Die apodiktische Evidenz ist nicht gleich der adäquaten, sondern sie ist Ausdruck der „wesensmäßigen“ Geregeltheit der transzendentalen Subjektivität ohne Hypostasierungen.

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  15. Nach Levinas bezeichnete sich Husserl noch im Alter mit Stolz als „wirklichen Anfänger“ in dre Philosophie (CM, S. XXIX). Levinas berichtet hier auch die Anekdote Husserls vom Schleifen des Taschenmessers als Beispiel für die Methodenversessenheit. Im Zusammenhang der Kritik an einer Erkenntnistheorie, die nie ernsthaft zur Sache kommt, wird dieses Messergleichnis angeführt von H. Lotze, System der Philosophie, 2. TI.: Metaphysik, Leipzig 1879, S. 15: „das beständige Wetzen der Messer aber ist langweilig, wenn man Nichts zu schneiden vorhat”. — A. Diemer, Die Phänomenologie und die Idee der Philosophie als strenge Wissenschaft, in: Zs. f. philos. Forschg, Bd. XIII (1959) S. 243–262 wirft Husserl hier u.E. zu Unrecht, ein Schwanken zwischen Positivismus und Gnosis vor (S. 245–250); vom „wahren Positivismus“ in PhW, 340; „dann sind wir die echten Positivisten” Id. I, 36.

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  16. Um den „Sinn der Erfahrung und den Sinn des Seins“ geht es (PhW, 308). Die gegenständliche Triftigkeit des Vernunftbewußtseins muß jedoch untersucht werden (Id. I, 333 ff, 357 ff); die Phänomenologie ist kritische Philosophie im Anschluß an Kant (Id. I, 147 ff). FtL, 178: „intentionale Kritik”.

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  17. L. Eley, Die Krise des Apriori in der transzendentalen Phänomenologie Husserls,Den Haag 1962, bes. S. 27, 43, 55 wirft Husserl eine Isolation von Wesen vor, die zwar eine geheime Dialektik hätten. Zu Eley cf. J. Pato6ka, La doctrine husserlienne de l’intuition eidétique et ses critiques récents,in: Rev. intern. d. philos. Nr. 71/72 (1965) S. 17–33, bes. S. 24 f. — Der Wesensbegriff Husserls darf nicht substrathaft hypostasiert werden.

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  18. Man bleibt so auch nicht unter denselben Anfangsbedingungen in der Husserlschen Phänomenologie, unter denen man eingetreten ist (hier Bewußtsein, dort Gegenstand). Der Begriff des Bewußtseins wandelt sich mit seinen Selbst-Erfahrungen und den dazugehörigen „gegenständlichen“ Implikationen. Dazu E. W. Orth, Husserls Begriff der cogitativen Typen und seine methodologische Reichweite, in: Phänomenologische Forschungen, Nr. r, Grundlagen-u. Methodenprobleme, Freiburg 1975.

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  19. So konnte der französische Germanist Andler 1929 bei Husserls Sorbonne-Vorträgen die Phänomenologie als eine Auferstehung der klassischen deutschen Philosophie feiern nach der trüben Ebbe, die auf Hegel folgte ( CM, S. X XV ).

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  20. So J. Ladrière, Husserl, Hegel and Reason today,a.a.O., Husserl wird zunächst positiv mit Hegel verglichen, um dann an Heideggers „Geschichtlichkeit“ anzuschließen (S. 189). Cf. A. de Waelhens, Phénoménologie husserlienne et phénoménologie hégélienne,in: ders., Existence et signification,Louvain/Paris 1958, S. 25 (auch in: Rev. philos. de Louvain,Bd. 52, 1954). Den verhinderten Dialektiker sieht vor allem L. Eley, Die Krise des Apriori…,a.a.O., S. 101 ff, 121 ff, 142, mit Hinweis auf Lebensweltthematik. Die geistreiche Arbeit von Th. W. Adorno, Zur Metakritik der Erkenntnistheorie,Stuttgart 1956, die ebenfalls mangelne Dialektik bei Husserl rügt, versteht sich aber wohl nicht als ein ernster Forschungsbeitrag. Zu Adorno und Eley cf. J. Patocka, a.a.O.

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  21. Zur historisch konsequenten und überschaubaren Entwicklung der Husserlschen Philosophie W. Biemel, Die entscheidenden Phasen von Husserls Phänomenologie, in: Zs. f. philos. Forschg. Bd. XIII (1959) 187–213. — Zu den Schwierigkeiten einer zusammenhängenden Hegelinterpretation, die sich in Th. Haering’s (1929/38) und Glockners (1929/40) Werken dokumentieren, H. F. Fulda, Das Problem einer Einleitung in Hegels Wissenschaft der Logik, Frankfurt 1965.

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  22. Hier ergeben sich Fragen an H. G. Gadamer, Wahrheit und Methode 2a.a.O. Gadamer sagt einerseits, seine Hermeneutik sei keine Kunstlehre zur theoretischen und methodischen Grundlegung der (z.B. historischen) Geisteswissenschaften (S. XIV, XVII), andererseits kennzeichnet er sein Verfahren durch die (Kantische) Frage „wie ist Verstehen möglich?“ Wäre die wissenschaftliche Beantwortung dieser Frage nicht doch die Kunstlehre? Gadamer nimmt ja bei seinen lehrreichen Feststellungen über die Geschichte (z.B. der Hermeneutik) wissenschaftliche Traktierbarkeit in Anspruch, d.h. die (wenn auch kritische, oblique) Bestimmbarkeit und Identifizierbarkeit des Themas; er setzt also eine gelingende Kunstlehre der Hermeneutik voraus. Wie kann nun wiederum die kantische Frage seine Frage sein, wenn er sagt: „Nicht, was wir tun, nicht was wir tun sollten, sondern was über unser Wollen und Tun hinaus weitaus geschieht, steht in Frage” (S. XIV)? Wie kann das wissenschaftlich erfaßt oder auch nur als Problem artikuliert werden, wenn „Verstehen“ immer „Andersverstehen” ist (S. z8o) ?

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  23. Hegel berücksichtigt das: r) die „Wissenschaft darin, daß sie auftritt, (ist) selbst eine Erscheinung“ (PhG, 70); 2) aber das „Ziel” ist dem „Wissen ebenso notwendig als die Reihe des Fortganges“ (PhG, 73); zum Telos bei Husserl Kr 13 u.ö. — Der Begriff des Telos darf ebensowenig substrathaf t hypostasiert weredn wie der des Principiums (Ursprung, Anfang).

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  24. Husserl spricht von „phänomenologischer Abstraktion“ (EPh II, 176), von „Präparieren” durch Reduktion (Id. I, 198). Die Abstraktion kann, je nach methodisch-thematischer Absicht verschiedene Richtungen haben. Auch Hegel bezieht sich auf die „abstrakten Bestimmungen des Wissens und der Wahrheit“ (PhG. Einl. 75)-

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  25. Cf. dazu Husserls Interpretation der Philosophie Descartes’, der eine Transzendentalphilosophie inauguriert, ohne ihren Sinn ganz zu erfassen und voll zu erfüllen (EPh I, 58 ff, 330 ff, 343 ff; Kr, 61 ff, 74 ff, 85 ff, 392 ff, 402 ff, 418 ff, 424 ff). — Zu konkreten Gestalten, die in der philosophiehistorischen Kritik wichtig sind, gehören auch solche wie „Dualismus“, „Monismus”, „Psychologismus“, „Theologismus” oder autorennamenbezogene („Platonismus” usw.).

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  26. So z.B. Waelhens, Phénom. huss. et phénom. hég.,a.a.O., 7 u. 8 ff. mit anekdotischen Belegen zu Husserls mangelnder Hegelkenntnis, was aber in der allgemeinen Hegelabwertung in Husserls Frühzeit liege. — Husserl lehnt zunächst wie sein Lehrer Brentano den deutschen Idealismus von Kant bis Hegel ab, differenziert später aber mehr und findet (zumal bei Kant) positive Aspekte (dazu Husserls Beitrag in: Oskar Kraus, Franz Brentano, München 1919, S. 158 ff). Wie die Arbeiten von Seebohm und Kern gezeigt haben, ist Husserl eine gute Kantkenntnis nicht abzusprechen; zu Fichte cf. J. Hyppolite, Die Fichtesche Idee der Wissenschaftslehre und der Entwurf Husserls,in: Husserl und das Denken der Neuzeit,ed. H.-L. van Breda, Den Haag 1959, S. 173–182). Es spricht eher für Husserls historischen Sinn, wenn er hinsichtlich seiner philosophiegeschichtlichen Betrachtungen von „meinen Romanen“ spricht (Waelhens, a.a.O., 9; cf. Kr. 511 ff).

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  27. Zu einem von Hegel belehrten Neukantianismus andeutungsweise H. Wagner, Kritische Betrachtungen zu Husserls Nachlaß,in: Philos. Rdsch. 1. Jg. (1953/54), S. 122 u. 93–123. Cf. auch D. Henrich, Über die Grundlagen von Husserls Kritik der philos. Tradition,a.a.O., bes. S. 22. Die Quellen im einzelnen wurden hier nie herangezogen, z.B. W. Windelband, Die Erneurerung des Hegelianismus (Festrede in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) Heidelberg 1910. Heinrich Levy, Die Hegel-Renaissance in der deutschen Philosophie (Philos. Vorträge der Kantgesellschaft) Charlottenburg 1927, 94s., S. 30–90 mit Bezug auf Neukantianismus; Husserls indirekter Einfluß auf diese „Renaissance“ wird hoch veranschlagt (S. 20 f).

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  28. Wenn in solchen Fällen gern von einer „Krise“ der Hermeneutik gesprochen wird, ist das ein Schein, weil „über das, was möglich ist, keine Klarheit gewonnen ist; weder über die Möglichkeiten des Geistes, noch über die ontologische Möglichkeit der Gegenstände…” (so G. Funke, Krise der Hermeneutik? in: Zs. I. Religions-u. Geistesgeschichte,13. Jg. (1961) S. 1–14, bes. S. 21).

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  29. Th. Haering, Hegel, sein Wollen und sein Werk 2 Bde, Leipzig/Berlin 1929/38 (Bd. I, S. s). Man sollte die Kultur- (und politische) Bedeutung oder Wirksamkeit allerdings nicht mit dem scientifischen philosophischen Ertrag verwechseln. Cf. a. H. Glockner, Hegel,1. Bd. Voraussetzungen der Hegelschen Philosophie,Stuttgart 1929, 2. Bd. Entwicklung und Schicksal der Hegelschen Philosophie,Stuttgart 1940 (vor allem der z. Bd. zeigt Hegels konkrete Beziehung auf kulturelle, politische und gesellschaftliche Fragen seiner Zeit und die Wirksamkeit dessen auf seine Gedanken).

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  30. K. R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II, a.a.O. 49 Rudolf Haym, Hegel und seine Zeit, Berlin 1857, Leipzig 1927, S. 24o.

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  31. Das zeigt die „Umständlichkeit“ und Breite mit der die Hegelkommentare (Haering, Glockner) arbeiten müssen. Die Erfassung des sog. „Zeitgeistes”, der sich eben nicht eindeutig dokumentiert, von Hegel aber „beihergespielt“ wird, ist hier das Problem.

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  32. Cf. „Was vernünftig ist, ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig“ (PhR, 33). Die Vor. zu PhG ist bekanntlich eine Nachrede, cf. J. Hyppolite, Gensèe et structure de la Phénoménologie de l’esprit de Hegel,Paris 1946, Bd. I S. 9 u. 54 ff., und H. F. Fulda, Das Problem einer Einleitung… a.a.O. (cf. Ausgabe der PhG bei Meiner von J. Hoffmeister).

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  33. Cf. Wolfgang Marx, Spekulative Wissenschaft und geschichtliche Kontinuität,Überlegungen zum Anfang der Hegelschen Logik, in Kt-St. 59. Jg. (1967) S. 63–74; S. 69. — Für Hegel ist der methodische Weg des Bewußtseins ein Weg des „Zweifelns“ u. Verzweifelns „und des sich vollbringenden Skeptizismus”. Hier liegt auch bei Hegel das cartesianische Motiv.

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  34. Das ist eine dem Sinne nach mit dem Husserlschen „Prinzip aller Prinzipien“ (Id. I, 52) cf. PhW, 301, EPh II, 42, CM, 8o) vergleichbare Aussage.

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  35. Waelhens, Phénomén. hass. et phénomén. hég.,a.a.O., 25 ff weist auf Hegels, von Husserl angeblich nicht berücksichtigtes „für uns aber“ hin; s. auch Waelhens, Réflexions sur une problématique husserlienne de l’inconscient, Husserl et Hegel,in: Edmund Husserl 1859–1959, ed. H. L. van Breda Den Haag 1959, S. 221–237, bes. S. 229. Eley, a.a.O., 78 spricht analog vom „insofern” der Husserlschen Position und hält sie von Hegel her kritisierbar. — Von einer Doppelsinnigkeit des Husserlschen Weltbegriffs — einerseits als Intentionalität des Ichs andererseits als Orientierungspunkt für Husserls kontingentes System — handelt Waelhens, Phénoménologie et Dialectique,in: Ordre, Désordre, Lumière,Paris 1952, S. 9–31. Im ganzen scheint mir hier der Husserlsche Bewußtseinsbegriff zu einschichtig verstanden — ohne Berücksichtigung der intentionalen Implikationen.

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  36. Cf. Waelhens, Phénoménologie et Dialectique, a.a.O., 27 ff, der Hegels Ende der Geschichte ablehnt und für eine Pluralität von Geschichten plädiert (S. 29). Die kulturhistorisch beschreibbare Vielfalt hebt Waelhens, Réflexions… a.a.O., 232 ebenfalls positiv hervor. Cf. auch Ladrière, a.a.O., 175, 177 ).

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  37. Das berechtigt Husserl — trotz Anerkennung des Gedankens systematischer Letztbegründung — von „mythischen Begriffsbildungen“ bei Hegel zu sprechen (Kr, 204, cf. EPh II, 326).

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  38. Das Fehlen einer Phänomenologie des Nichts hebt D. Henrich, a.a.O., S. 22 mit bloßem Hinweis auf EU, 94 hervor, (cf. aber Id. I, 260 ff u.ö.). Haben zwar Heidegger und Sartre das Nichts akzentuiert, so vermißt man bei ihnen die „Logizität“ im Aufweis. Die Frage ist, ob bei Husserl, das sog. Phänomen des Nichts nicht unter ganz anderen operativen Problemtiteln vorkommt, eben um charakteristische Fehlargumentationen in diesem Bereich zu vermeiden.

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  39. Sowohl Husserl und Hegel versuchen sich diesseits der Unterscheidung „formal-inhaltlich“ zu halten. Dazu dient Husserl der Begriff der Fundierung und des Konkreten. (Cf. LU II, I: 3. Untersuchung) Konkret ist bei Husserl eine Größe, die selbständig und unfundiert erfaßbar ist (Id. I, 36). Daß es eine solche unfundierte Größe als einzelne eigentlich nicht geben kann, weil immer Verweisungszusammenhänge zu berücksichtigen sind, erwägt Husserl schon in Id. I, 2o2); so entsteht der zweite und echte Begriff von konkret: er erfüllt die Forderung der Selbständigkeit, weil er sich auf „alles” bezieht. Dies ist der „Allzusammenhang“ der transzendentalen Subjektivität (EPh II, 194 ff, 215 ff). So sagt Hegel: „Das Absolut-Konkrete ist der Geist” (Syst. d. Philos. ed. Glockner, Bd. 8, S. 362; cf. Enz. § 113, S. 99. Beiträge zur Klärung des Begriffs des Konkreten bei Hegel liefert Iwan Iljin, Die Philosophie Hegels als kontemplative Gotteslehre,Bern 1946.

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  40. Daß Hegel aus Unterschieden meist Gegensätze und dann Widersprüche mache, bemerkt Glockner, a.a.0. Bd. II, S. 528 f, 155. W. Sesemann, Zum Problem der Dialektik,in: Blätter f. deutsche Philosophie,Bd. 9 (1935/36) H r, S 28–61 zeigt, daß Hegel die dialektische Bewegung erst gewinne durch Isolierung einzelner Begriffe und somit künstliche Erzeugung von Widersprüchen zudem, durch die Unbestimmtheit des Gattungsbegriffs (S. 43). PhG. Vor. S. 12 rügt Hegel jedoch, in der „Verschiedenheit philosophischer Systeme“ nur den Widerspruch” zu sehen; dann heißt es S. 13 „Ebenso ist die Verschiedenheit vielmehr die Grenze der Sache; sie ist da, wo die Sache aufhört, oder sie ist das, was diese nicht ist“.

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  41. Sesemann, a.a.O., S. 57 ff. Die Dialektik des Werdens ist die wichtigste und führe deshalb zum Geschichtlichen (Wolfg. Marx, a.a.O., 65, 67). Zum Geschichtlichen gegen das Systematische (Waelhens, Phénom. et dialec., a.a.O., 13 ff, 25, 29 ).

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  42. FtL, 251, CM’79 ff, Id. I, 198. Die immanente Zeitlichkeit ist Prototyp des lebendigen Leistens und aller formalen Struktierung — regelgebendes Faktum.

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  43. Zu Hegels Versuch Zeit und Geist zu verbinden und der Äußerlichkeit desselben M. Heidegger, Sein und Zeit, Halle 1927, S. 428–436.

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  44. Habitualisierung“ und „Objektivierung” spielen hier eine entscheidende Rolle. Cf. P. Ricoeur, a.a.O., 287 ff, 297 ff.

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  45. Cf. Walhens, in: Edmund Husserl,a.a.O., 232 ff; Ladrière, a.a.O., 179 ff; Eley, a.a.O., 101 ff, 121 ff.

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  46. W. Hoeres, Zur Dialektik der Reflexion bei Husserl,in: Salzburger Jb. f. Philos. u. Psychol. II München/Salzburg/Köln 1958, S. 212–230, bes. 219 ff kritisiert Ungleichwertigkeit und Einseitigkeit der Korrelation „zwischen Bewußtsein und Bewußtem“.

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  47. Cf. L I, 40–47; Enz. S. 37; §§ 27 ff, S. 43 ff. Ein Vergleich der Husser1schen Kant-Kritik mit derjenigen Hegels wäre ein lohnendes Thema. Ansätze bei D. Henrich, a.a.O., 17 ff.

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  48. W. Hoeres, a.a.O., 211 ff kritisiert Husserls iterative Trennung zwischen reflektiertem und reflektierendem Ich, ohne die schon vorliegenden Einwände Sartres (l’être et le néant) zu erreichen. Husserl wird hier abwertend eine Dialektik unterstellt. Henrich, a.a.O., 5 unterscheidet hier Husserl von Hegel; beiden sei das Wahre in der Geschichte, für Hegel seien die historischen Systeme als stehende Idealitäten konstruiert, für Husserl liege die Wahrheit im Bewußtsein; Letztbegründung liege bei Hegel in der (statischen) Bedeutung, bei Husserl im (dynamischen) Akt (S. 20 ff). Adorno, Metakritik,a.a.O., 46 sieht es (im Namen Hegels) genau umgekehrt. Daß Husserl auch in seinem Spätwerk — bei Thematisierung der Geschichte — an der Intentionalanalyse festhält, zeigt treffend A. Gurwitsch, The last work of Edmund Husserl, in: Philos. and phenomenol. Research,Bd. XVI (1956) H 3, S. 380–399 u. Bd. XVII (1957) S. 370–398, bes. 392 ff.

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  49. W. H. Müller, Die Philosophie Edmund Husserls, Bonn 1956, S. 79 ff. H. G. Ga-damer, Die phänomenologische Bewegung, in: Philos. Rdsch. 11. Jg. (1963) S. 1–45 bes. S. 19–34, S. 31.

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  50. Kulturgegenständlichkeiten können nach Husserl historisch und soziologisch durch intentionale Einzelforschung — ohne äußerliche dialektische Konstruktion — erfaßt werden (cf. Kr, 365–386; Id. II, 2. u. 3. Kap.).

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Orth, E.W. (1976). Husserl und Hegel ein Beitrag zum Problem des Verhältnisses Historischer und Systematischer Forschung in der Philosophie. In: Biemel, W. (eds) Die Welt des Menschen — Die Welt der Philosophie. Phaenomenologica, vol 72. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-4926-8_12

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