Zusammenfassung
An die Spitze dieser Erörterung, die in erster Linie der Explikation des Problems dienen soll und sich hinsichtlich der Möglichkeiten seiner Lösung auf einige kurze Andeutungen beschränken muß, sei ein Wort von Heidegger über die Anthropologie gestellt: „Was da in der Anthropologie als der somatischen, biologischen, psychologischen Betrachtung des Menschen, als Charakterologie, Psychoanalyse, Ethnologie, pädagogische Psychologie, Kulturmorphologie und Typologie der Weltanschauungen zusammenfließt, ist nicht nur inhaltlich unübersehbar, sondern vor allem nach Art der Darstellung und Form der Mitteilung und schließlich nach den leitenden Voraussetzungen grundverschieden. Sofern sich dieses alles und letztlich überhaupt das Ganze des Seienden in irgendeiner Weise immer auf den Menschen beziehen läßt und demgemäß zur Anthropologie gerechnet werden kann, wird diese so umfassend, daß ihre Idee zur völligen Unbestimmtheit herabsinkt. Anthropologie ist heute denn auch längst nicht mehr nur der Titel für eine Disziplin, sondern das Wort bezeichnet eine Grundtendenz der heutigen Stellung des Menschen zu sich selbst und im Ganzen des Seienden. Gemäß dieser Grundstellung ist etwas nur erkannt und verstanden, wenn es eine anthropologische Erklärung gefunden hat ... “. Aber bei all dieser Ausbreitung des Wissens um den Menschen „wußte keine Zeit weniger, was der Mensch sei, als die heutige. Keiner Zeit ist der Mensch so fragwürdig geworden wie der unsrigen.“1
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Literatur
Kant und das Problem der Metaphysik, 1. Aufl. 1929, S. 199 ff.
J. Habermas im Artikel „Anthropologie“ im Band „Philosophie” des Fischer-Lexikons, S. 35, Fischer-Bücherei, Frankfurt/Main 1958. Dieser knappe und präzise Artikel bietet eine ausgezeichnete Orientierung über den heutigen Stand der Anthropologie.
Zit. nach der Paginierung der Originalausgabe von Jäsche, 1800.
a.a.O., S. 24 f.
Sie sind nicht, wie Heidegger, Kant und das Problem der Metaphysik,S. r97, meint, den drei Disziplinen der Metaphysik als Metaphysica specialis zugeordnet, denn diese waren entworfen als Zweige der theoretischen Philosophie. Sie lassen sich auch nicht einfach den drei Kritiken zuordnen; denn die dritte Frage, Was darf ich hoffen? und das heißt die Frage nach dem Höchsten Gut, wird sowohl in der Methodenlehre der K.d.r.V. wie in der K.d.pr.V., K.d.U. und in der Religionsschrif t behandelt. Im Hintergrunde steht offenbar vielmehr der Gliederungsentwurf der Philosophie in theoretische, praktisch u. Theologie des Opus postumum.
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Landgrebe, L. (1976). Philosophische Anthropologie — Eine Empirische Wissenschaft?. In: Biemel, W. (eds) Die Welt des Menschen — Die Welt der Philosophie. Phaenomenologica, vol 72. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-4926-8_1
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