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Part of the book series: Phaenomenologica ((PHAE,volume 159))

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Zusammenfassung

Bei der Formulierung der These der Privatheit der immanenten Objekte (B.4) im ersten Kapitel haben wir bemerkt, daß sie ernsthafte Probleme in Bezug auf die Intersubjektivität zur Folge hat. Die Tatsache, daß unsere Gedanken einen Inhalt haben, wird bei Brentano durch die Annahme unreduzierbar privater Entitäten (im-manenter Objekte) erklärt. Im Rahmen des Alltagsdiskurses finden wir jedoch eine Gruppe von Aussagen, die diese Auffassung prima facie in Frage stellt. Es geht um Aussagen, welche die Identität von Gedanken betreffen. So sagt man z.B., daß zwei Personen dasselbe meinen, dieselbe Idee haben, sich denselben Gegenstand vorstellen usw. Aussagen dieser Art werden in der Regel als unproblematisch betrachtet. Wie können wir dieser Redeweise, die manchmal doch in einem guten Sinne als wahr und gerechtfertigt zu bezeichnen ist, auf dem Boden der von Brentano vorgeschlagenen Theorie Rechnung tragen?

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Literatur

  1. Etwa die Hälfte des Abschnitts 6.1 wurde aus dem Artikel Chrudzimski 2001 übernommen.

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  2. Twardowski hat diese Unterscheidung in Höflers Logik gefunden. Vgl. Höfler 1890, S. 6–7, Twar-dowski 1894, S. 4. Vgl. dazu auch Jacquette 1990/91, S. 178. Höfler, der seine Logik unter der nicht näher präzisierten Mitarbeit von Meinong verfaßt hat, spricht einerseits von einem „‘in’ uns“bestehenden, psychischen Inhalt, der auch „das immanente oder intentionale Objekt“genannt werden könne, und andererseits von einem „an sich“bestehendemGegenstand, auf den sich der psychische Akt richtet. Es scheint, daß wir eine Version der Theorie von zwei Objekten erhalten, die sehr an die Brentanosche Theorie der Logik-Vorlesung erinnert — die Theorie, die beide Autoren zweifelsohne kannten. Twardowski ersetzt dann diese Terminologie durch die Gegenüberstellung Inhalt-Objekt, wobei der psychische Inhalt zum großen Teil die Tendenz verliert, sich auf die Zielposition des Aktes zu ver schieben.

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  3. Die Notation „[Inh:a]-...“kann in diesem Fall wie folgt gelesen werden: „etwas, das durch den Inhalt [Inh:a] gemeint wird“, wobei natürlich möglich ist, daß das, was durch den Inhalt [lnh:a] gemeint wird, nicht existiert.

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  4. Bezüglich der Identität der (reell immanenten) psychischen Inhalte stellen sich natürlich dieselben Probleme, wie bezüglich der Identität der Brentanoschen immanenten Objekte. Wir lassen hier diese Probleme beiseite, weil die Regeln (R.1*H)-(R-2*H) erst im Rahmen der Theorie Husserls gelten. Diese Theorie, die wir unten besprechen, operiert mit den idealen Spezies von psychischen Inhalten, so daß man ohne Bedenken von Identität sprechen kann.

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  5. Bei Twardowski ist diese Sache nicht ganz klar. Eines der Argumente, die er für den Unterschied Inhalt-Gegenstand anführt, bezieht sich nämlich auf die sogenannten „Wechselvorstellungen“. Ein Bei spiel für ein solches Paar wären z.B. der Sieger von Jena und der Besiegte von Waterloo. Twardowski behauptet, daß im Fall solcher Wechselvorstellungen die psychischen Inhalte verschieden sind,während der Gegenstand derselbe bleibt. Vgl. Twardowski 1894, S. 31 f. Der mentale Inhalt wäre dem gemäß als ein für die Erklärung der Nichtextensionalität der intentionalen Kontexte sehr wichtiges Element zu betrachten. Grossmann kritisiert jedoch diese Position als inkohärent und behauptet zu Recht, daß im Rahmen der Theorie Twardowskis die Verschiedenheit des Inhalts eine Verschiedenheit der Gegenstände nach sich ziehen muß. Vgl. Grossmann 1974, S. 50 ff.

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  6. Wir sehen von der frühen Theorie Meinongs, die er in seinen Hume Studien formuliert hat, ab. Meinong unterscheidet dort noch nicht zwischen dem Inhalt der Vorstellung und ihrem Gegenstand, und seine damalige Theorie weist vieleähnlichkeiten zur frühen Theorie Brentanos auf.

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  7. Meinong unterscheidet zwei Arten des (aktuellen) Seins. Die realen Gegenstände existieren, die idealen Gegenstände dagegen bestehen. Vgl. Meinong 1899, S. 394 f.

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  8. Jacquette meint sogar, daß die Theorie Meinongs den außerseienden Objekten gar keine Seinsweise zuordnet. Es gehe Meinong im Grunde nur darum, daß die intentional en Akte auch auf die nicht-exis-tierenden Gegenstände gerichtet werden können und daß jeder intendierte Gegenstand ein Sosein hat, das unabhängig von der Frage des Seins untersucht werden kann. Die nicht-seienden Gegenstände, obwohl sie als von den mentalen Intentionen seinsunabhängig bezeichnet werden, erweitern unsere Ontologie nicht. Sie gehören lediglich zu einer „Extraontologie“, die vom Standpunkt der ontologi-schen Sparsamkeit völlig harmlos ist. Vgl. dazu Jacquette 1995, S. 258; Jacquette 1996. Jacquette behauptet, daß die Meinongschen außerseienden Gegenstände alle erklärenden Funktionen in einer semantischen Theorie übernehmen können, ohne daß dadurch irgendwelche ontologischen Kosten entstehen. Vgl. dazu Jacquette 1995, S. 258 f.; Jacquette 1996, S. 34. Wir zweifeln, ob diese Interpretation in der Tat funktionieren kann. In diesem Buch lassen wir es jedoch außer Acht.

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  9. Twardowski übernimmt die Urteilstheorie der Psychologie, nach der das Urteil keinen zusätzlichen Gegenstand besitzt. Vgl. Twardowski 1894, S. 28. Meinong formuliert hingegen eine konsequent pro-positionale Urteilstheorie, wobei die propositionalen Objekte (Objektive) den zentralen Punkt der Mei-nongschen Ontologie bilden. Vgl. dazu vor allem Meinong 1910 und Meinong 1915.

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  10. Wir sehen hier von der wichtigen Lehre von den Objektiven ab. Im Rahmen der Philosophie Mei-nongs tritt eine echte intentionale Beziehung eigentlich erst auf der Ebene der propositionalen Intentio-nalität auf. Diese Art der intentionalen Beziehung involviert wesentlich die propositionalen Entitäten (Objektive), die zur zentralen Kategorie der Ontologie Meinongs geworden sind. Meinongs Theorie der propositionalen Intentionalität wurde übrigens in direkter Opposition zur nicht-propositionalen Lehre Brentanos entwickelt. Vgl. dazu vor allem Meinong 1910, Meinong 1915 und Meinong 1917.

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  11. Vgl. die Definition Meinongs: „Dasjenige nun, was an zwei Vorstellungen verschieden sein muß, damit ihnen die Eignung zukomme, jede einen anderen Gegenstand zu erfassen, das habe ich den Inhalt dieser Vorstellungen genannt.“, Meinong 1917, S. 340.

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  12. Wir sehen hier auch von der sehr wichtigen Tatsache ab, daß im Rahmen der Philosophie Husserls (ähnlich wie bei Meinong) eine echte intentionale Beziehung eigentlich erst auf der Ebene der proposi-tionalen Intentionalität auftritt und daß die Theorie der propositionalen Intentionalität Husserls mit der Theorie des existentiellen bzw. emotionellen Annehmens/Verwerfens, die von Brentano vertreten wurde, nicht viel zu tun hat. Sowohl Meinong als auch Husserl haben die nicht-propositionale Urteilslehre Brentanos kritisiert und die propositionalen Entitäten (Objektive, Sachverhalte) ins Zentrum der ontolo-gischen Analyse gestellt. Diese Komplizierungen markieren eine bedeutsame Entwicklung der Theorie der Intentionalität, eine Entwicklung die zur heute üblichen Auffassung gefuhrt hat, jede Intentionalität als eine propositionale Intentionalithät zu interpretieren. Uns geht es jedoch in erster Linie um die Analyse der Lehre Brentanos. Deswegen berücksichtigen wir nur diejenigen Aspekte anderer Theorien, die zum Verständnis der konzeptuellen Geschichte des immanenten Objekts direkt beitragen können. 254 Husserl hat eine solche Theorie schon 1894 vertreten. Vgl. Husserl 1894, S. 317, 332 ff, 336 ff. Vgl. auch Husserl 1901, S. 386 f., 439. Vgl. dazu auch Küng 1973, S. 674.

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  13. Vgl. dazu z.B. Simons 1995b, S. 113. Ob die Husserlsche Theorie der Logischen Untersuchungen, wie es Follesdal behauptet, von den Schriften Freges abhängig war, ist nicht ganz klar. Mohanty argumentiert, daß Husserl seine frühe psychologistische Auffassung selbständig überwunden hat. Vgl. dazu Frege 1894, Follesdal 1957, S. 25; Mohanty 1974; Mohanty 1982, S. 1–17 und Follesdal 1982.

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  14. Die Idee der adverbialen Theorie verdanken wir C. J. Ducasse. Vgl. „The hypothesis [...] is that ‘blue’, ‘bitter’, ‘sweet’, etc., are names not of objects of experience, nor of species of objects of experience, but of species of experience itself. What it means is perhaps made clearest by saying that to sense blue is then to sense bluely, just as to dance waltz is to dance ‘waltzily’ (i.e., in the manner called ‘to waltz’) [...].“, Ducasse 1951, S. 259.

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  15. Im letzten Kapitel werden wir jedoch sehen, daß man auf diese Art der Beschreibung auf keinen Fall einfach verzichten kann.

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  16. Die Rede von der gleichen Relation signalisiert, daß die strengeähnlichkeit nicht als normale Relation interpretiert werden kann, was wir schon oben bei der Besprechung der Metaphysik der individuellen Eigenschaften betont haben.

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  17. Von den angeblichen nicht-analytischen Notwendigkeiten können wir hier absehen, denn nach Brentano gibt es kein „synthetisches Apriori“.

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  18. Der Einfachheit halber nehmen wir an, daß die für unsere Zwecke wichtigen Relationen (IK-Relation, IK*-Relation und Kod-Relation) sowohl zwischen den Platonischen Eigenschaften als auch zwischen den individuellen Eigenschaften (und in einem gewissen Sinne auch zwischen den Objekten, die diese Eigenschaften haben) bestehen können.

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  19. Die Bezeichnung „F-Kod“ ist angeregt durch die Terminologie Zaltas. Zalta sagt, daß die in seiner Terminologie abstrakten Gegenstände die für die intentionale Beziehung relevanten Eigenschaften kodieren. Vgl. Zalta 1988, S. 16 f. Zalta bezieht sich auf gewisse überlegungen Mallys. Vgl. dazu Mally 1912, S. 18 und Findlay 1933, S. 110–112 und 183 f. Vgl. auch Russell 1905b, S. 503; Russell 1905a, S. 484n; Meinong 1907, S. 223 f.; Meinong 1915, S. 272–82.

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  20. In Wirklichkeit führt Ingarden auch den psychischen Inhalt der Intention, sowie gewisse zusätzliche, ziemlich ungewöhnliche, allgemeine Entitäten (Ideen) ein. Diese Komplizierungen können wir hier außer Acht lassen. Vgl. dazu Chrudzimski 1998a, Chrudzimski 1999a, S. 105–110, Chrudzimski 1999b.

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  21. In Chrudzimski 1999a haben wir deswegen eine solche Platonische Theorie als eine minimale Theo rie der Intentionalität bezeichnet. Vgl. ibid., S. 90, 110–113.

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Chrudzimski, A. (2001). Das Problem der Intersubjektivität. In: Intentionalitätstheorie beim frühen Brentano. Phaenomenologica, vol 159. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-9668-8_7

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