Zusammenfassung
Die Kant-Auslegung hat eine wechselvolle Geschichte. Damit ist jetzt nicht die Wirkung dieser Philosophie gemeint, nicht die Resonanz, welche sie im Zeitgeist und öffentlichen Bewußtsein gefunden hat. Die öffentlichen Wirkungen der Philosophie sind meistens Mißverständnisse und zeugen eher von der „Korrektur“, welche der unverwüstliche „gesunde Menschenverstand“ an Gedanken vornimmt, die ihm an die Wurzeln gehen. Zu einer wirklichen und wirksamen Popularität hat es die kantische Philosophie nie gebracht. Sie wurde zwar hochgeschätzt wegen ihrer intellektuellen Strenge und Redlichkeit, wurde als reinster Ausdruck der „Aufklärung“ gepriesen — und bald mit der „Aufklärung“ wieder verworfen. Die Schwierigkeit ihrer Gedankenführung wurde beklagt, die Trockenheit ihres Stils, die jede Emphase meidet, als fast amusisches Symptom für ihren Geist empfunden, die pure Nüchternheit ihrer Gedankenketten als Mangel an schöpferischer Denk-Begeisterung gewertet. Und solche abschätzigen Werturteile finden sich nicht nur bei den „Böotiern“, sondern auch bei Denkern von hohem Rang. Nietzsche nennt Kant „bleich, anämisch, nordisch“, nennt ihn den „Chinesen aus Königsberg“. Er vermißt an ihm „Vitalität“, „Kraft“, „Ursprünglichkeit“, sieht ihn gewissermaßen eingesponnen in „Begriffsnetze“ wie eine große „Begriffsspinne“.
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Fink, E. (1959). Kants Lehre von der ‘Omnitudo Realitatis’. In: Alles und Nichts. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-7605-5_9
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