Zusammenfassung
Alles und Nichts — diese seltsamen Gedanken unseres endlichen Geistes auszudenken, mag eine unendliche, niemals vollendbare Aufgabe darstellen, ja macht vielleicht die beunruhigendste Paradoxie unserer Vernunft aus. Sie hat diese Begriffe und vermag sie selbst nicht zu begreifen; sie denkt beständig mit ihnen, doch diese Begriffe selber scheinen unausdenklich. Ja sie scheinen noch „unausdenklicher“ zu sein (wenn man diesen Komparativ überhaupt bilden kann) als der Begriff des Seins. Sein verstehen wir als Sein von Seiendem, verstehen es in mannigfachen Hinsichten und Dimensionen, verstehen es als Daß-sein und als Wassein, als Wahrsein, als Ding-sein und Prozeß, als Ansichsein und Fürsichsein usf. Wenngleich wir auch niemals „Sein“ völlig durchdringen, sofern wir in jeglichem Verstehen in einem Seinsverständnis uns bewegen und dieses gerade das Medium, das Element bildet, worin die menschliche Vernunft sich aufhält, so finden wir doch immerzu und beständig Sein am Seienden vor. Wir wissen den Gegenstand der Erfahrung als seiend, ebenso das Erfahren und den Erfahrenden. Der Rätselcharakter des Seins fordert unser Denken heraus, weil wir ganz und gar, so wie auch alle Dinge, die wir erkennen, vom Sein durchdrungen, durchmachtet, von ihm getragen sind. Es überkommt uns so völlig, daß wir bei jedem Denken von ihm umfangen und gewissermaßen eingehüllt bleiben; wir können es dem Sein gegenüber niemals zu einer freien Distanz und einer reinen Abständigkeit bringen; wir sind in es eingehalten und einbehalten — nicht wie der Fisch im Wasser, sondern wie der Wassertropfen im Meer.
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Fink, E. (1959). ‘Einzigkeit’ der Welt. Welt und Ding. Der Widerschein der Welt in den Dingen. ‘Wirklichkeit’ als Welt-Bestimmung. In: Alles und Nichts. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-7605-5_18
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