Zusammenfassung
Das Bewusstsein unserer Gegenwart fährt seit der Herrschaft der Wissenschaften im 19. Jahrhundert, seit zwei Weltkriegen und ihren Fortsetzungen in den Weltanschauungskämpfen des 20. Jahrhunderts wie ein unsichtbarer Magnetsturm über das Bewusstsein unserer Vergangenheit. Es scheint eine Feier zu verbieten, die einem Manne gilt, dem wir kein Denkmal setzen können noch wollen. Zwischen den steinernen Brüdern Humboldt gingen wir täglich hindurch, wenn wir in Berlin Unter den Linden die Universität betraten. Sie sassen da im Jahre 1938/39 — und auch heute noch — etwas lässig hingelagert. Sie sassen da, während die Zeitungsverkäufer uns die Schlagzeilen vom heraufziehenden Krieg in die Ohren brüllten. Schon damals eigentümlich entrückt wie nach vollbrachtem Werk. Was war das Werk Wilhelm von Humboldts? Die Universitätsgründung, die in Deutschland bis heute das freieste Studium in der Welt ermöglicht hat? Bis heute! Denn man fragt jetzt, ob die Humboldtschen Grundsätze in verwandelter Zeit noch anwendbar seien. Solche Übernahme, so sagen die einen, wäre schiere Ideologie, ungeschichtliches Verweilen bei veralteten Grundsätzen. Es sei nun an der Zeit, an die vielen zu denken, die zur Universität drängen. Gleichzeitig wird versichert, der Bevölkerungszuwachs müsse an dieser Stelle gebremst werden, damit wenigstens hier die Einheit von Forschung und Lehre erhalten bleibe.
Wilhelm von Humboldt. Abstand und Nähe. Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt a. Main 1968. S. 19-33.
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Wilhelm von Humboldt. Abstand und Nähe. Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt a. Main 1968. S. 19-33.
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© 1972 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Liebrucks, B. (1972). Wilhelm von Humboldts Einsicht in die Sprachlichkeit des Menschen. In: Erkenntnis und Dialektik. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-9065-7_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-94-011-9065-7_6
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