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Zusammenfassung

Vergleicht man den Klangeindruck einer Lassomotette mit dem einer Motette von Gombert, so fühlt man erst mit ganzer Deutlichkeit, wie tief die Kluft ist, die beide trennt. In Lasso’s Klangwelt herrscht ein anderes Schwergewicht. Man spürt: ob die Klänge ruhen, schreiten oder fliessen — sie haben Grund unter sich, indessen Gombert’s Klänge schwergewichtlos schweben. Untersucht man woher dieser Unterschied kommt, so stellt sich heraus: Lasso’s Klänge sind auf dem Grundton aufgebaut, der Bass hat grundsätzlich harmonietragende Funktion. Gombert’s Bässe dagegen sind linear, sie sind melodisch und kontrapunktisch gedacht. Seine Klangwelt entsteht aus dem Geflecht ineinanderfliessender, melodischer Wellenzüge. Bei Lasso hingegen werden die Stimmen — vor allem der Bass — von einem überherrschenden Klangwillen geformt. Während das Ineinanderschwingen melodischer Linien, das Vermeiden von Haltepunkten, die zahl- reichen Durchgangstöne der verschiedenen Stimmen bei Gombert jedem kompakten Klangbilde entgegenwirken, komponiert Lasso das Stimmenganze so, dass ein möglichst voller, warmer, geschlossener Klang zustande kommt. Hierunter leidet der melodische Fluss. Untersucht man aber die immerhin grosse Beweglichkeit der Stimmen, so erkennt man, dass sie mehr rhythmischer als linearer Art ist. Das Prinzip durchgehender Bewegung gibt Lasso nicht auf, sondern sucht es mit dem neuen Klangwillen zu vereinen. Charakteristisch hierfür ist das Bild polyrhythmisch bewegter Stimmen bei gleichbleibender Klanggrundlage.

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Literatur

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  7. Die motette „Alma nemes“ aus Lasso’s „Il primo libro, dove si conten-gono Madrigali, Vilanesche, Canzon francesi e Motetti a quattro voci … in Anversa per Tilman Susato 1555“ (G. A., III, 138) enthält wohl das sprechendste Dokument dafür, wie Lasso den neuen Klangstil empfand. Den Schluss der Motette bildet eine kühne, herrlich klingende Modulation von D-in chromatischem Schritte zum terzverwandten Fis-dur, von hier im Quintenzirkel abwärts über H-, E-, A-, D-nach G-dur, von G-nach E-und A-dur, um im Piagalschluss a-moll, E-dur zu enden. Diese Klangfolge ist komponiert auf die programmatischen Worte: „dulce novumque melos“, „eine neue und süsse Musik!“

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  9. Kleine Buchstaben deuten Moll, grosse Dur an.

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  10. „Klingende Oktaven — und Quintenparallelen“ nennen wir die bekannte Erscheinung, dass die Parallelen zwar auf dem Papier — durch Stimmkreuzung z. B. — vermieden, aber beim Singen doch als solche gehört werden.

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  11. Welche Epoche das Crescendo und Decrescendo erstmalig bewusst in ausdruckshaftem Sinne verwandte, ist umstritten. Gegenüber der klingenden Aussage der Musik können wir auf die papierene der Theorie verzichten. Hier haben wir ein deutliches Beispiel vor uns, wie Orlando ein Crescendo und Decrescendo einfach auskomponiert.

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  12. Solche Stellen zu interpretieren, als ob Lasso — in witziger Anwandlung — das Sündigen durch eine kontrapunktische „Sünde“ darstellen wollte, ist ein absolutes Missverständnis. Lasso meint das, was aus der „kontrapunktischen Sünde“ resultiert, den ganz realen Klang in seiner Hohlheit und Schärfe (Tritonusklang) oder seiner lastenden Schwere (sinkende Akkordsäulen mit Parallelen).

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  13. G. A.. VII, 246.

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  14. Dass Verzicht und Hoffnung nicht in statischen Kontrasten versinnbildlicht werden, ist ein sehr feiner psychologischer Zug, wie man deren soviele bei Lasso findet: er stellt die Hoffnung dynamisch dar als werdende Stirn-mung, als Sichloslösen der Seele von der Betrübnis.

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  15. G. A., IX, 255.

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  23. „ … concentu triplici qui homines das esse beatos, forma oculos, aures voce, animosque animo …“

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  24. Wir geben die Tonartbezeichnungen in Chiavetteumschrift.

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  25. T. 38-42

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  27. T. 71-76

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  28. Auch Lasso spielt in der Widmungsmotette auf die Orpheuslegende an mit den Worten: „et nutu eripere, quos ferus orcus habet“.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Lowinsky, E. (1937). Der neue Klangstil. In: Das Antwerpener Motettenbuch Orlando di Lasso’s und seine Beziehungen zum Motettenschaffen der niederländischen Zeitgenossen. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-8928-6_5

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