Zusammenfassung
Diese Analyse der einer Willensbildung von unten nach oben entgegenstehenden innerparteilichen Konstellationen hat bereits die wichtigsten Unterschiede zwischen den von den Parteien angewendeten Auswahlkriterien deutlich gemacht: Zwar war allen Parteien gemeinsam, dass weder auf der Liste noch im Wahlkreis die parlamentarische Qualifikation eine wesentliche Rolle spielte, aber die diesen Auswahlgesichtspunkt verdrängenden anderen Kriterien waren von Partei zu Partei verschieden. Es ist nicht erforderlich, die bereits bei der Darstellung der Untersuchungsergebnisse versuchten Skizzen der Kandidatentypen hier zu wiederholen. Zusammenfassend lässt sich ohne unzulässige Simplifizierung sagen, dass bei der CDU/CSU extravertierte, bei der SPD eher introvertierte Auswahlgesichtspunkte überwogen. Dies zeigte sich sowohl bei der Untersuchung des Stellenwertes von Wählerwirkung im Wahlkreis, als auch bei der Repräsentation ausserparteilicher Interessengruppen in Wahlkreisen und auf Landeslisten. Die FDP stand in der Mitte zwischen den beiden grossen Parteien: Zwar war die innerparteiliche Bewährung unabdingbare Voraussetzung einer erfolgreichen Kandidatur, andererseits wurde die Vertretung ausserparteilicher Gruppen nicht vernachlässigt. Die CDU/CSU erwies sich als Partei des pluralistischen, auf den Landeslisten teilweise zu ständestaatlichen Formationen erstarrten Interessenausgleichs, die SPD als Partei des Primats der Parteipolitik und der Parteiorganisation. Die einer erfolgreichen Bundestagskandidatur vorgeschalteten Stufen und Hürden waren bei der SPD nicht nur zahlreicher, sondern auch eher dazu angetan, nonkonformistische Impulse abzuschleifen, als bei den beiden anderen Parteien.
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© 1970 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Zeuner, B. (1970). Auswahlgesichtspunkte. In: Kandidatenaufstellung zur Bundestagswahl 1965. Studien zur Regierungslehre und Internationalen Politik, vol 2. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-3203-2_13
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