Zusammenfassung
Zeitauffassungen, die davon ausgehen, daß im genauen Verstand „gegenwärtig“ immer bloß der jeweilige ausdehnungslose oder wenigstens infinitesimale „Jetztpunkt“ sei — man könnte sie, um dieses eine charakteristische Merkmal herauszuheben, unter Vernachlässigung ihrer oft sehr tiefgreifenden Unterschiede allesamt als „Jetztpunkttheorien“ bezeichnen —, können auf eine lange und achtbare philosophische Tradition zurückblicken. Nachdem sie in Edmund Husserls Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins noch einmal einen in mancher Hinsicht bemerkenswerten Höhepunkt erreicht hatten, sind sie erst in den letzten Jahrzehnten, und zwar vor allem einerseits durch die „Existentialontologen“ und andererseits durch die „Philosophen der normalen Sprache“, ihres Ansehens gründlich beraubt worden. Die Absicht des vorliegenden Aufsatzes ist es, diesen Wandel in den philosophischen Zeitauffassungen etwas näher zu untersuchen, wobei sich zugleich auch Gelegenheit bieten wird, das Verhältnis zwischen phänomenologischen und sprachanalytischen Methoden, das in den jüngstvergangenen Jahren zunehmendes Interesse gefunden hat,[1] innerhalb eines begrenzten Problembereiches sichtbar werden zu lassen.
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References
Vgl. etwa C. A. van Peursen, Phänomenologie und analytische Philosophie, Stuttgart 1969 (Urban-Buch 123), und E. Tugendhat, „Phänomenologie und Sprach-analyse“, in: Hermeneutik und Dialektik (Gadamer-Festschrift), hrsg. V. R. Bubner, K. Cramer, R. Wiehl, Tübingen 1970, Band II, S. 3–23.
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Findlay, a.a.O., S. 79, 73, vgl. S. 77, 78. Vgl. ferner A. N. Whitehead, Wissenschaft und modern Welt, Zürich 1949, S. 164–167, 178.
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Vgl. dazu L. Landgrebe, „Seinsregionen und regionale Ontologien in Husserls Phänomenologie“, in: Landgrebe, Der Weg der Phänomenologie, Gütersloh 1963, S. 143–162, und Landgrebe, „Die Phänomenologie der Leiblichkeit und das Problem der Materie“, in: Phänomenologie und Geschichte, S. 135–147.
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Hoche, HU. (1972). Gegenwart und Handlung Eine Sprachanalytisch-Phänomenologische Untersuchung. In: Claesges, U., Held, K. (eds) Perspektiven transzendentalphänomenologischer Forschung. Phaenomenologica, vol 49. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-2813-4_8
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