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Der Sprungcharakter des Übergangs

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Part of the book series: Phaenomenologica ((PHAE,volume 170))

Zusammenfassung

Das Diskontinuitätsmornent des Übergangs in die Philosophie soll in diesem Kapitel anhand der phänpmenologischen Epoché bei Husserl und anhand dessen, was Hegel in der Einleitung zur Phänomenologie des Geistes als „reines Zusehen“ bezeichnet, untersucht werden. Den vermittelnden Grund stellt dabei die antike Skepsis dar: Zum einen wurde der Gedanke der Epoché zuerst in der antiken Skepsis entwickelt, und Husserl übernimmt ihn von dort — wenngleich die phänomenologische Epoché nicht mit der skeptischen Epoché gleichzusetzen ist. Zum anderen sagt Hegel in der Einleitung, „unsere“ Aufgabe des reinen Zusehens stimme überein mit dem, was er zuvor bezüglich des Skeptizismus ausgeführt habe. Dabei geht es ihm urn den „sich vollbringenden Skeptizismus“, dessen Verschiedenheit vom unvollstandigen Skeptizismus herausgestellt werden muß.

Das „Ich halte mich zuruck ‘(epéchei) verwenden wir anstellevon „Ich yermag nicht zu sagen,welchemvon den vorliegenden Gegenständen man glauben und welchem man nicht glauben soil“, und wir zeigen damit an, daß die Dinge uns hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeitund Unglaubwürdigkeit gleicherscheinen. Ob sie auch gleich sind, versichern wir nicht, sondern wir sagen nur, was uns über sie erscheint, wenn sie uns begegnen. Auch die „Zuräckhaltung- (epoché) ist benannt nach dem Zurückhalten des Verstandes, so daß er wegender Gleichwertigkeit der fraglichen Gegenstände weder etwas setzt noch etwas aufhebt. SextusEmpiricus, GPS I, 196.

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Literatur

  1. Vgl. Descartes, Meditatio I, Nr. 10.

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  2. Landgrebe (1963), S. 85.

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  3. Dan Zahavi bringt dies sehr prägnant zum Ausdruck, wenn er sagt: „Der Vollzug der Epoché-Husserl zufolge eine notwendige Maßnahme jedes fund amentalwissen schaftIichen Bestrebensimpliziert somit recht besehen keine Ausschaltung der Welt, sondern eine Suspension der Annahme der natürluh en Einstellüng bezuglich' der Art und Weise ihrer Existenz“ (Zahavi (1996), S. 3, Hervorhebung T.S.).

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  4. Vgl. Held (1966), S.17.

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  5. Husserl bezeichnet die phänomenologischeEinstellung auch als „unnaturliche“ Einstellung (Hua VIII, 121).

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  6. Vgl. ausführlich zu Husserls Auseinandersetzung mit der Skepsis Aguirre (1970).

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  7. Laut Hegel ist Sextus Empiricus fur uns bei weitem der wichtigste Autor der Skepsis (vgl. GPh II, 367).

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  8. Vgl. zur Diskussion dieses Beispiels sowie zum Erscheinungsrelativismus in seinen Stärken und Schwächen: Platon, Theaitetos, 152 b 1 ff.

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  9. Vgl. zu dieser Thematik: Held (1989) und Held (2000a).

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  10. Die Rede von einem Standpunkt „über“ der Welt verwendet Husserl selbst in der Krisis noch (vgl. Hua VI, 155); vgl. zu dieser Thematik Kapitel6b).

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  11. Vgl. auch Beilage xx zur ErstenPhilosophie:„Aber wenn die universale Subjektivität in ihrer vollen Universalität, und zwar als transzendentale, in rechtmäßige Geltung gesetzt wird, so liegt in ihr auf 〈der⌰ Korrelat-Seite als rechtmäßig seiend die Welt selbst“ (Hua VIII, 432).

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  12. Vgl, z. B. Hua VIII, 70; Hua VI, §53.

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  13. Vgl. Hua VIII, 116; Hua VI, 178, 183, 242 etc. Elisabeth Stroker weist zurecht darauf hin, daß die Rede vom „uninteressierten“ Zuschauer oder Betrachter mißverständlich ist, weil ich zwar nicht am Sein des Gegenstandes interessiert bin, mich aber der VoIlzug meines Seinsglaubens als solcher gerade urn so mehr interessiert (vgl. Ströker (1971), S. 73). Fraglich ist aIlerdings, ob die Bezeichnung „unbeteiligt“ tatsächlich geschickter ist, wie Ströker vorschlägt, denn ich bin zwar in der Tat nicht am VoIlzugdes Seinsglaubens beteiligt, aber sehr wohl an der Reflexion.

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  14. Vgl. Kuster (1996), S. 106f.

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  15. Vgl. LU II/1, 17: „Die Untersuchung bewegt sich gleichsam im Zickzack; und dieses Gleichnis paßt urn so besser, als man, vermöge der inn eren Abhängigkeit der verschiedenen Erkenntnisbegr iffe, immer wieder zu den ursprünglichen Analysen zuruckkehren muß un d sie an den neuen sowie die neuen an ihnen bewähren muß“.

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  16. Heidegger, Holzwege, S. 174.

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  17. Ich schließemich im wesentlichen Werner Marx an, der den Beitrag des „Wir“ unter dem Titel der „Rolle des Phänomenologen“ genau untersucht hat (vgl. Marx (1981), S. 124–133). sollte man nicht so weit gehen zu sagen, daß der „Phänomenologe“ den Gang „steuert und leitet“ (ebd., S. 132), obwohl dies nur richtig verstanden werden muß: Indem „wir“ Resultate zusammenfassen und als solche festhalten, leisten wir in der Tat einen Beitrag zur Richtung des Ganges, aber nur dergestalt, daß wir gewissermaßen den natürlichen Gang des Bewußtseins unterstützen und betonen. Ulrich Claesges unterliegt trotz aller sonstigen Einsichten seiner Darstellung meines Erachtens der Gefahr, die er selbst explizit formuliert, indem er fragt: „Worin besteht, wenn die Selbstprüfung so sehr der Hilfe der Darstellung bedarf, eigentlich noch die andererseits unerläßliche Eigendynamik des Bewußtseins?“ (Claesges (1981), S. 94). Claesgeslegt Hegel dergestalt aus, daß uns nicht nur die Betrachtung der sich vollziehenden Umkehrung zukommt; für ihn ist die Umkehrung „ebenso unsere Zutat wie die Betrachtung selber, ja beide sind ein und dasselbe“ (88). Ich sehe nicht, warum wir dies schließen müssen und wie wir es schließen könnten, wenn wir do ch unsere Einfälle weglassen und die Sache an und für sich betrachten sollen. Vgl. auch Hegel in der Enzyklopädie: „Ich denke schlecht, indem ich von dem Meinigen etwas hinzutue“ (Enz. 1, 84).

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  18. Dies ist auch von vielen Interpreten behauptet worden; vgl. z.B. Kroner (1924), S. 369f., Hyppolite (1946), S. 29f. Kenley R. Dove kommt das Verdienst zu, die wesentlichen vor seinem Aufsatz erschienenen Positionen gesammelt und klassifiziert zu haben (vgl. Dove (1971), S. 46-56). Doves Einschätzung zufolge hat sich Heid egger am intensivsten mit der Frage nach dem „Wir“ auseinandergesetzt und wichtige Einsichten gewonnen; nur überdeckt Heidegger unberechtigterweise das „Wir“ der Phänomenologie mit dem Fundamentalontologen seiner eigenen Schriften (ebd., 51 f.). Ich stimme mit Doves Einschätzung überein-auch dah ingehend, daß Heidegger nicht der Versuchung erlegen ist, unseren Standpunkt mit dem absoluten Wissen gleichzusetzen, sondern unser besonderes Verhältn is zum Absoluten darin sieht, daß wir das Absolute sein lassen (vgl. Heidegger, Holzwege, S. 175),insofern das Absolute schon bei uns ist und sein will (vgl. PhG, 69). Dies bedeutet-wenn man es in eine Ausdruck sweise bringt, die Husserls Phänomenologie näher ist-, daß es im Wesen der Dinge liegt, in Erscheinung zu treten, und wir sie deshalb dann am besten sehen, wenn wir nichts Eigenes mitbringen.

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  19. Vgl. Dove (1971), S. 54.

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  20. Harris (1997), S. 201.

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  21. Vgl, z.B, Marx (1986) sowie Kojève (1988).

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  22. Vgl. Dove (1971), S. 55f.

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  23. Insofern kann Werner Marx die These aufstellen, daß das Seibstbewußt sein eine entscheidende Mittelstellungzwischen dem natürlichen BewuBtsein und der Wissenschaft ausmacht und letztere beiden dadurch verbunden sind, daß ihnen das Element der Reflexion gemeinsam ist (vgl. Marx (1981), S. 53ff.) — wenngleich immer im Auge behalten werden muß, daß die philo sophische Reflexion wesentlich unterschieden ist van der des natürlichen Bewußtseins, da letztere das Selbst als einen Gegenstand wie andere Gegenstände auffaßt.

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  24. Vgl. Dove (1971), S. 56.

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  25. Vgl. zur doppelten Funktion des Skeptizismus als Gestalt und als Prinzip: Claesges (1996)

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  26. Bestimmte Wesenszüge des Skeptizismus lassen sich in Hegels Darstellung der sinnlichen Gewißheit aufweisen (vgl. Düsing (1973)). Der Vorläufer von Hegels Beispiel „Ietzt ist Nacht“ findet sich bei Sextus Empiricus: „Es ist Tag“ (GPS, S. 181). Darüber hinaus ist die Konfrontation der Aussage „Jetzt ist Nacht“ mit der Aussage „Jetzt ist Mittag“ eine Anwendung des skeptischen Prinzips. Während die Antwort der antiken Skepsis auf diese Gegenüberstellung von Aussagen, denen ein gleiches Recht zukommt, die Ausführung der Epoché und damit die Urteilsenthaltung wäre, result iert die Gegenüberstellung bei Hegel in einem Fortschritt zur nächsten Stufe gemäß der bestimmten Negation.

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  27. Vgl. dazu Hegels Rezension von Gottlob Ernst Schulzes Buch Kritik der Theoretischen Philosophie: „Verhältnis des Skeptiz ismus zur Philosophie. Darstellung seiner verschiedenen Modifikationen und Vergleichung des neuesten mit dem alten.“ (Bd. 2, S. 213–272).

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  28. Vgl. Hans Friedrich Fulda (1965), S. 51.

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Stähler, T. (2003). Der Sprungcharakter des Übergangs. In: Die Unruhe Des Anfangs. Phaenomenologica, vol 170. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-0059-8_6

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