Zusammenfassung
Sowohl für Hegel als auch für Husserl bildet die naturwissenschaftliche Einstellung eine Spielart des natürlichen Bewußtseins. Zwar stellt die Naturwissenschaft eine bestimmte Weiterentwicklung gegenüber dem vor — und außerwissenschaftlichen Alltagsbewußtsein dar (in welchem Sinne dies der Fall ist, muß ebenfalls untersucht werden) — doch das wesentliche Kennzeichen des natürlichen Bewußtseins, seinen Gegenstand strikt von sich zu trennen, kommt auch dem naturwissenschaftlichen Bewußtsein zu. Die Wissenschaften verstärken diesen Wesenszug sogar noch, wie insbesondere Husserl betont, indem sie nämlich das forschende Subjekt völlig aus der Betrachtung ausschalten möchten, urn „Objektivität“ der Forschung zu sichern.
Und sie [die Fachwissenschaftler] bildeten diese Methodenaus zwar nicht in der Naivitätdes Alltagsmenschen, aber doch in einer Naivität höherer Stufe… Husserl, Hua XVII, 353
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Literatur
Vgl. Fink (1977),S. 117.
Vgl. Harris (1997),S. 265.
Jenenser Logik, Metaphysik und Naturphilosophie, ed. Lasson, S. 50 (zitiert nach Heidegger, GA 32, S.150).
Vgl. insbesondere Heidegger (GA 32), Pink (1977), Flay (1998). Ich schließe mich bezüglich Flay dem Kommentar von Harris an, daß Flay das Verstandeskapitel in den rechten Zusammenhang stellt, nämlich den von Leibniz und Kant, seine Ausführungen aber leider nicht besonders klar sind (vgl, Harris (1997), S. 313).
Vgl. Kant, KrV, A 80/ B106.
Vgl, Hegel, Jenenser Logik, 49f.
Vgl. PhG, 79 f.: Das Resultat ist kein „leeres Nichts“, sondern muß „notwendig als Nichts desjenigen, dessenResultat es ist, aufgefaBt werden“. Vgl. zur bestimmten Negation unten Kapitel 5 a).
Vgl. Fink (1977),S. 138: „Von größrer Bedeutung aber ist, daß es dabei zu keiner ausdrücklichen Weltfrage kommt, daß sie nur in der Gestalt der Ganzheit aller Dinge vorkommt, wobei die Eigenart der Ganzheit nicht bedacht wird. Hegel operiert mit dem unausgewickelten, ja wir müssen sagen mit dem vulgären Welt-Begriff. Darin liegt eine schwache Stelle; er sichert die Basis für seinen Absprung nicht genügend“.
Zudem geben einige Interpreten weitere Beispiele, die teils mehr, teils weniger erhellend sind. Gadamers Beispiel der Satire, die durch ihre Verkehrungen subtiI Kritik an den bestehenden Verhältnis sen übt, trifft meines Erachtens eher den Kern des SachverhaIts als Hyppolites Herbeiziehung des Gospelgesangs (vgl, Gadamer (1971),S. 43 und Hyppolite (1946),S. 132ff.).
Dies scheint beispielsweise Finks Auffassung zu sein, der die Beispiele als „rnißlich“ bezeichnet und sagt, daß sie das Nachverständnis „außerordentlich schwer“ machen (Fink (1977),S. 148).
Diese Auslegung vertritt auch Flay, der betont, daß die zunächst gegebene Charakterisierung der verkehrten Welt einer Ansicht entspr icht, in der die zweite übersinn liche Welt als der ersten gegenüb erstehend aufgefaßt und nicht als diese in sich enthaltend begriffen würde. Vgl. Flay (1998), S. 102.
Eswürde zu weit fuhren, an dieser Stelle näher auf Hegels Begriffdes Unendlicheneinzugehen; Vgl. dazu: Wissenschaftder Logik I. Zweites Kapitel: Das Dasein, C. DieUnendlichkeit.
Vgl. den Titel des Wiener Vortrags, der die Vorstufe der Krisis-Abhandlungbildet: „Die Krisis des europäischen Menschentums und die Philosophie“ (Hua VI, 314).
Vgl. insbesondere Claesges (1972), Held (1991), sowie Kapitel 6 und 7 in Steinbock (1995). In vorliegender Arbeit wird die These vertreten, daß die verschiedenen Begriffe der Lebenswelt letztlich nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern sich auseinander entwickeln und verschiedene Aspekte der Lebenswelt betonen. Inwiefern dies der Fall ist, erläutert insbesondere Held (1991) überzeugend, indem er detailliert auf mögliche Einwände eingeht und sie entkräftet.
In diesem Sinne schlägt Husserl in der Krisis vor, zunächst eine Epoché hin sichtlich aller objektiven Wissensch aften durchzuführen, was „nicht bloß eine Abstraktion von ihnen“, sondern eine Enthaltung von jedem Mitvollzug bedeutet (Hua VI, 138). Zur Epoché Vgl. unten Kapitel 5 a).
Vgl. Kern (1979),S. 71; Kern zitiert hier aus der Vorlesung „Natur und Geist“ von 1927.
Und dies, was sich jeder Mathematisierung entzieht, könnte gerade das Wesen der Füllen ausmachen, weshalb es der phänomenologischen anstelle der wissenschaftlichen Analyse bedarf. Vgl. dazu auch Heidegger, UdK,S. 43: „Die Farbe leuchtet auf und will nur leuchten. Wenn wir sie verstandig messend in Schwingungszahlen zerlegen, ist sie fort“.
Vgl. Claesges (1972), S. 93.
Vgl. „die anthropologische Welt“ (Hua xv) und andere.
Vgl. hierzu aushöhrlich Steinbock (1995), Kapitel 7.
Überdies macht Husserl den problematischen Vorschlag, sich durch die phänomenologische Epoché über den Boden der Welt zu erheben, auf dem die Wissenschaften noch stehen (Vgl. Hua VI, 155); Vgl. dazu unten Kapitel 6 b).
Vgl. „Notizen“, S. 27ff.
„Grundlegende Untersuchungen“,S. 309.
„Grundlegende Untersuchungen“,S. 308.
Vgl. Held (1991),S. 96; Husserl spricht von „Naivität höherer Stufe“ (Hua XVII, 353).
Vgl. Welton (2000), Kapitel 14.
Vgl. hierzu und zum folgenden: Held (1991), insbes. S. 100 ff
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Stähler, T. (2003). Die naturwissenschaftliche Einstellung. In: Die Unruhe Des Anfangs. Phaenomenologica, vol 170. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-0059-8_5
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