Zusammenfassung
Wir stehen am Ende unserer Forschungen, wenn wir dort ankommen, wo wir angefangen haben, und diesen Ort zum ersten Mal kennen-obiges Zitat trifft die Fragestellung der vorliegenden Arbeit so genau, daßes schwerlich unkommentiert stehen gelassen werden kann. Die Fragestellung lautet: Wie kommen wir in die Philosophie hinein? Wie fängt das Philosophieren an? Diese Fragen können nur im Rückgang auf dasjenige beantwortet werden, was vor und außerhalb der Philosophie existiert: das natürliche Bewußtsein. Philosophieren bedeutet, so scheint es, das natürliche Bewußtsein zu verlassen. Doch dies ist nur die eine Seite der Bewegung. Wir verlassen unseren Ausgangsort bloü, urn ihn besser in Augenschein nehmen zu können. Ziel der Philosophie ist es nicht, das natürliche Bewußtsein hinter sich zu lassen, sondern vielmehr, dieses zu erkennen. Das vor- und außerphilosophische Bewußtseinkennt nicht nur die Philosophie nicht, sondern es befindet sich auch in Unkenntnis seiner selbst. Wenn die Philosophie dies zeigen kann, verliert sie den Anschein eines Fremden und Überflüssigen. Kann die Philosophie diesen Anspruch einlosen, dann müßte sich das natürliche Bewußtsein gerne darauf einlassen, sich auf den Weg in die Philosophie zu begeben. Doch das Problem besteht darin, daß sich das Ziel erst am Ende zeigt und sich auch nicht am Anfang benennen oder beschreiben läßt.
We shall not cease from exploration And the end of our exploring Will be to arrive where we started Andto know the place for the first time. T.S. Eliot, „Little Gidding“. FourQuarters
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Literatur
Die Sekundärl itera tur ist sich in diesem Zusammenhang nicht ganz einig; Konsens herrscht aber darüber, daß der Ursprung des Begriffs sich nicht eindeutig klären läßt. Spiegelberg (1982), S. 154, Anm. 52, und Schuhmann (1984), S. 62, Anm. 66, favorisieren Gießler und Lotze sowie den Kreis um Brentano und Stumpf insgesamt. Bokhove (1991), S. 343f., macht anhand eines Manuskripts von Husserl, das noch vor dem ersten Auftauchen des Begriffs in einem veröffentlichten Werk datiert ist, Ernst Mach als Ursprung stark. Die Tatsache, daß Husserl den Termin us im veröffentl ichten Werk zum ersten Mal in einer Fußnote und ohne weitere Erläuterung verwendet (LU I, 212, Anm. 1), deutet meines Eracht ens jedenfalls darauf hin, daß der Begriff ‚Phänomenologie ‘unter Husserls Zeitgenossen geläufig war und er ihn daher ohne Erläuterung und zunächst in der von seinen Zeitgenossen übernommenen Bedeutung verwenden könnte.
Allerdings hat Husserl Hegels Phänomenologie 1884 während seiner Studienzeit erworben (vgl. Bernet, Kern, Marbach (1996), S. 217). Es gibt auch eine Bemerku ng Husserls zu jenem Werk: „Hegels Phänomenologie des Geistes: Hegel versucht darzustellen, wie der menschliche Geist vom Standpun kt der naiven Welt-und Leben sauffassung du rch die in ihr enthaltenen Widersprüche auf den Standpunkt der Philosophie getrieben wird“ (Hua VII, 312). Husserl hat jedoch keine Lehrveranstaltungen über Hegel abgehalten Bernet, Kern, Marbach (1996) (vgl. Bernet et al., a. a. O., S. 217 ff.), hingegen mehrere zu Descartes und Kant, deren Einfluß aufseine eigene Philosophie er auch an vielen Stellen seiner Werke offenlegt.
Vgl, zum Beispiel: Fink (1977), Heidegger, „Hegels Begriff der Erfahrung“ (in: Holzwege) und GA 32, sowie in gewissem Maße Marx (1981) und (1986).
Besonders auffällig find et sich diese Vorgehensweise bei Schuhmann (1971), S. 43, 62, 124, 148, 158, 162, 178 etc.
Vgl. dazu z. B. Pöggeler (1993), Fulda (1965).
Diese Selbsteinschätzung Hegels findet sich abgedruckt auf Seite 578 der von J. Hoffmeister edierten Ausgabeder Phänomenologie des Geistes (Hamburg: Meiner, 1952).
Vgl. Fulda (1965).
Vgl. Heidegger, GA 32, S. 12.
Volkmann-Schluck (1998), S. 140 f.
Hoffmeister-Ausgabe der PhG, S. 578.
Heidegger, GA 32, S. 37.
Vgl. Ricœur (1981 ), S. 6: „Le rapport est ainsi un rapport croisé entre une phénoménologie de la conscience qui se surélève en phénoménologie de l'esprit-Husserl-et une phénoménologie de l'esprit qui demeure une phénoménologie dans la conscience-Hegel.“
Vgl. Steinbock (1995).
Vgl, Steinbock (1995), S. 47 f. u. 265 ff.; vgl. Hua xv, S. 138, Fußnote 2.
Anthony J. Steinbock geht auf diese Fragen ausführlicher ein, als es im dritten Teil der vorliegenden Arbeit geschieht: Vgl. Steinbock (1995).
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Stähler, T. (2003). Einleitung. In: Die Unruhe Des Anfangs. Phaenomenologica, vol 170. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-0059-8_1
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