Zusammenfassung
Wir haben uns davon überzeugt, daß Levinas den alt-ehrwürdigen Begriff der sinnlichen Empfindung einer Umdeutung unterzogen hat. Wir wissen, daß ihm die Empfindung nicht als derkleinste Baustein gilt, aus dem das Gebäude der Erkenntnis errichtet wurde, auch nicht als die subjektive Materie der Erscheinung im Kantischen, nicht als die sinnliche Hyle im Husserlschen Sinne. Für Levinas bedeutet Empfindung den konkreten Kontakt des Empfindenden mit dem Empfundenen und alles, was sich aus diesem Kontakt ergeben kann: Genuß, Schmerz, Verwundbarkeit, Preisgegeben-sein — primär aber Verwundbarkeit durch den Anderen und Preisgegeben-sein an den Anderen. Der Begriff der Empfindung, den die Philosophen bisher im Zusammenhang mit der erkenntnistheoretischen und ontologischen Problematik verwendet haben, wird auf diese Weise in einen sozialen und ethischen Diskurs eingegliedert. Er verliert hier seine kühle Neutralität und empfängt humane Bedeutung. Wir werden sehen, daß Levinas mit dem Begriff der „Nähe“ in ähnlicher Weise verfährt.
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© 1978 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Strasser, S. (1978). Nähe Des Nächsten. In: Jenseits von Sein und Zeit. Phaenomenologica, vol 78. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-009-9721-9_11
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