Zusammenfassung
Unter den Eingriffen in das menschliche Leben gehört der Schwangerschaftsabbruch zu den bewegenden Themen unserer Zeit. Der Jurist hat solche Eingriffe daran zu messen, ob sie gegen eine rechtliche Gewährleistung menschlichen Lebens verstoßen. Wichtigste Grundlagen juristischer Erwägungen sind hier die Menschenwürdegarantie (Art. 1 Abs. 1 GG) und die Gewährleistung des Rechts auf Leben (Art. 2 Abs. 2 GG). Eine allgemeine Garantie des Rechts auf Leben mit dem Rang einfachen Gesetzesrechts findet sich daneben in Art. 2 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Widerspiegelungen des Rechts auf Leben enthalten sodann insbesondere die Strafbestimmungen über Tötungsdelikte. In der Frage, in welchem Umfang die Verfassungsordnung eine Achtung menschlichen Lebens gebietet, bestehen manche Unsicherheiten; vor allem zeigt sich das Risiko, daß dort, wo die verläßliche Auslegung auf Grenzen stößt, persönliche Wertvorstellungen der Verfassung unterschoben werden.
Die folgenden Überlegungen entstammen weitgehend meinen Erläuterungen zu Art. 1 Abs. 1 im Bonner Kommentar zum Grundgesetz und meinem Beitrag zu dem Sammelheft „Anfang und Ende des Lebens als normatives Problem“, das als Nr. 12/1988 der Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz erschienen ist.
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Literatur
Die folgenden Überlegungen entstammen weitgehend meinen Erläuterungen zu Art. 1 Abs. 1 im Bonner Kommentar zum Grundgesetz und meinem Beitrag zu dem Sammelheft „Anfang und Ende des Lebens als normatives Problem“, das als Nr. 12/1988 der Abhandlungen der geistes-und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz erschienen ist.
Vgl. 1. Mose 1, 26 f.; 1. Kor. 11, 7; 1. Petr. 1, 15 f.; Thomas von Aquin, Summa theolo-gica, I qu. 93; G. Söhngen, Münch. Theol. Zeitschr. 2 (1951), S. 52 ff.; J. Fuchs, Lex naturae, 1955, S. 57 ff.; Lexikon f. Theol. u. Kirche, 2. Aufl., Bd. IV, 1960, Artikel „Gottebenbildlichkeit“ Gaudium et spes, AAS 58 (1966), 1025 ff., Art. 12 ff.; L. Scheffczyk (Hrsg.), Der Mensch als Bild Gottes, 1969, m. w. Nachw.; J. Messner, in: Festschr. f. W. Geiger, 1974, S. 226 ff.; J. Höffner/L. Scheffczyk/W. Leisner, in: W. Leisner (Hrsg.), Staatsethik, 1977, S. 19 f., 77 ff., 81 ff.; I. Dalferth/E. Jüngel, in: F. Böckle u. a. (Hrsg.), Enzyklopäd.Bibliothek, Teilband 24, 1981, S. 57 ff.; M. Honekker, in: J. Schwartländer (Hrsg.), Modernes Freiheitsethos und christlicher Glaube, 1981, S. 278 f.; J.Isensee/P.Saladin/R.Spaemann, in: E.-W. Böckenförde/R. Spae-mann (Hrsg.), Menschenrecht und Menschenwürde, 1987, S. 165, 280 f., 302 ff.
Enzyklika Mater et magistra (1961), ed. Welty, 5. Aufl. 1964, Nr. 220, 249, 65, m. w. Quellennachw. in Anm. 141.
Pius XII., Weihnachtsbotschaft v. 24. 12. 1942, AAS 35 (1943), S. 19.
H. Simon, Katholisierung des Rechtes? 1962, S. 13, vgl. auch S. 21.
Cicero, De officiis, I, 105 ff.
I. Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 2. Aufl. 1786, S. 73, 76 f., 78, 87.
I. Kant, Metaphysik der Sitten, Tugendlehre, 1797, § 38; vgl. auch J. Schwartländer, Der Mensch ist Person, 1968, S. 160 ff.; K. Stern, Staatsrecht, § 58 II m. w. Nachw.
Kant sagt freilich „jederzeit zugleich als Zweck“ und nicht „bloß als Mittel“.
A. Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, I § 62; näher dazu N. Hoerster, JuS 1983, S.93 ff.
R. Zippelius, Juristische Methodenlehre, 5. Aufl. 1990, § 4 II c.
Zur Anknüpfung an die christliche Tradition vgl. G. Dürig, Juristische Rundschau 1952, S. 260 f.; J. Wintrich, Zur Problematik der Grundrechte, 1957, S. 37; Messner (Fn. 1), S. 221 ff.; zur Anknüpfung an die sittliche Autonomie vgl. H. C. Nipperdey, in: Neumann/Nipperdey/Scheuner, Grundrechte, Bd. II, 2. Aufl. 1968, S. 1 f., 10; G. Dürig, Aör 81 (1956), S. 125; J. Wintrich, aaO., S. 14 f.
Vgl. P. Häberle, in: HdStR, § 20 Rdn. l.
Ähnlich R. Herzog, in: H. Seesing (Hrsg.), Technologischer Fortschritt und menschliches Leben, 1987, S. 25.
Zur Wandelbarkeit auch der unverfugbaren Menschenwürdegarantie: BVerfGE 45, 229; E. Benda, in: E. J. Lampe (Hrsg.), Beiträge zur Rechtsanthropologie, 1985, S. 26 ff.
BVerfGE 39, 41; in diesem Sinne auch R. Guardini, Das Recht des werdenden Menschenlebens, 1949, S. 17 ff., 26, 29; Nipperdey, in: ders. u. a., Die Grundrechte, Bd. II, 1954, S.4; G. Dürig, in: Archiv des öffentl. Rechts, 81 (1956), S.126; J. Wintrich, Zur Problematik der Grundrechte, 1957, S.15; W. Waldstein, Das Menschenrecht zum Leben, 1982, S.92 ff.; I. v. Münch, Grundgesetzkommentar, Bd. I, 3. Aufl. 1985, Art. 1 Rdn. 6; Ch. Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Das Bonner Grundgesetz, Bd. I, 3. Aufl. 1985, Art. 1 Abs. 1 Rdn. 14; a.A. A. Podlech, in: Alternativkommentar zum GG, 1984, Art. 1I Rdn. 58.
Vgl. N. Hoerster, in: Jurist. Schulung, 1989, 172 ff.; G. Jerouschek, in: Juristenzeitung, 1989, 279 ff.; A. Lübbe, in: Zeitschr. f. Politik, 1989, S. 141 ff., 144 ff.
Vgl. dazu etwa auch Lübbe (Fn. 10), S. 148; Hoerster (Fn. 10), S. 174 f., lehnt auch dies als Kriterium für ein Lebensrecht ab.
Vgl. indessen die vom Bundesverfassungsgericht (BVerfGE 39, 48 f.) vorgenommenen Interessenabwägungen.
Vgl. W. Brugger, in: Neue Jurist. Wochenschrift, 1986, 896 ff.
BVerfGE 39, 42, 44 ff.
BVerfGE 39, 48 ff.
Aristoteles, Politik, 1335 b.
Thomas von Aquin, In quattuor libros sententiarum, in III sent., dist. 3 qu. 5 Art. 2; vgl. auch G. Jerouschek, Abtreibungsverbot und Rechtsgeschichte, in diesem Band.
Dazu K. D. Bachmann, Zur Problematik der prä-und postnatalen Schmerzempfindung, in diesem Band.
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© 1992 Urban und Vogel
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Zippelius, R. (1992). Eingriffe in das beginnende Leben als juristisches Problem. In: Berg, D., Hepp, H., Pfeiffer, R., Wuermeling, HB. (eds) Würde, Recht und Anspruch des Ungeborenen. Urban und Vogel, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-89935-516-1_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-89935-516-1_7
Publisher Name: Urban und Vogel, Munich
Print ISBN: 978-3-86094-015-0
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