Zusammenfassung
„Während der zwei Jahre meiner Freiheit habe ich mich durch den Umstand, dass ich Mitglied einer politischen Partei bin, nie eingeschränkt gefühlt. Ich bin ein Kommunist. Ich kann in meinen schriftstellerischen Arbeiten immer sagen, was ich sagen will.“87 — so äußerte sich Déry zwei Jahre nach dem Holocaust im Jahre 1947 in einem Gespräch. Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete für ihn auch das Ende von Furcht, Verstecken, Flucht und Terror unter dem Joch der Pfeilkreuzler. Wäre er erst nach all den Schrecken in die kommunistische Partei eingetreten, hätten wir in seiner Entscheidung eine existenzielle Wahl sehen können. Doch hatte sich Déry bereits Anfang 1919 [?] der KP angeschlossen.88 Was führte ihn, den wegen seiner Kindheitserkrankung von seiner „lieben Mamuschka“ vor Wind geschützten Jugendlichen, den Nachkommen einer großbürgerlich-jüdischen Familie in eine politische Organisation? In seinem Lebenslauf betonte er den Hass, den er wegen „der lügnerischen Konventionen und lügnerischen Lebensführung“ der bürgerlichen Gesellschaft empfunden hatte. Soll aber das allein der Grund einer solch folgenschweren Entscheidung gewesen sein? Man soll nur an Lukács denken, welchen inneren Kampf er geführt hatte, bis er seine frühere Vorbehalte überwunden hatte und der KP beigetreten war.89 Bei ihm war es eine wohlüberlegte, mit Argumenten und Gegenargumenten untermauerte verantwortungsvolle Entscheidung, worauf eine aktive Teilnahme im Parteileben folgte. Déry ließ sich viel mehr von seinen Gefühlen und seinem inneren Drang leiten.
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Notes
Molnár, Miklós: Két író beszélget. Déry Tibor és Illyés Gyula vitája a Magyar írók nagy kérdéseiröl7. In: Szabad Nép, 6. April 1947. Nr. 78. S. 13
Déry, Tibor: Kein Urteil. S. Fischer, Frankfurt am Main 1972. S. 48. (Deutsch von Eva Vajda und Johanna Kerekes)
Vgl: Pomogáts, Béla: Déry Tibor. Akadémiai, Budapest 1974. S. 54
Zit. nach Ungvári, Tamás: Déry Tibor. Szépirodalmi, Budapest 1973. S. 131
Vgl. Papp, Kornélia: Remigranten in der SBZ/DDR und in Ungarn nach 1945. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009. S. 182
Kisházi, Zoltán: „A vádat megértettem, nem érzem bünösnek magamat.“ In: Botka, Ferenc (Hg.): D.T. úr X-ben. PIM, Budapest 1995. S.44
Vgl. Botka, Ferenc (Hg.) Déry Tibor: Szép elmélet fonákja. PIM, Budapest 2002. S. 177
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Papp, K. (2014). Der enttäuschte Weggefährte — Das Verhältnis von Tibor Déry und der kommunistischen Partei im Spiegel seiner Romane. In: In Zwängen verstrickt. Reihe Sprach- und Literaturwissenschaft, vol 43. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-985-3_2
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