Zusammenfassung
Julius Háys Leben verlief im zeitlichen Gleichklang mit dem zwanzigsten Jahrhundert: Er ist 1900 geboren und war also genau 19 Jahre alt, als die Räterepublik 1919 niedergeschlagen wurde. Während der 133 Tage der Räterepublik war er im Volkskommissariat als Jungarbeiterpropagandist angestellt (der Volkskommissar war Georg Lukács). Wegen seiner Aktivität in der Räterevolution war der damals angehende Bühnenbildner, Dramaturg und Jungpropagandist unter den Ersten, die verfolgt wurden, so flog er nach Berlin: „Ich warf alle meine Sachen in meine beiden Koffer und zog los.“ Auf diesen Koffer musste er auch in den nächsten Jahren/Jahrzehnten ständig sitzen, denn kaum packte er seine Sachen in einem Land aus, musste er sie wieder zusammenpacken. Im Gegensatz zu vielen Intellektuellen, die vor dem ‚weißen Terror’ zunächst ins österreichische Exil gingen, wählte Háy als Fluchtort Berlin, das ihm wegen des Visums am einfachsten erreichbar schien. Er hatte bis dahin bereits zwei Theaterstücke geschrieben, die er an Berliner Theater verkaufen wollte. Die Dramen „Gott, Kaiser, Bauer“ und „Haben“ sind auch bis heute seine meistgespielten Stücke im Ausland. 1932 ist er in die Kommunistische Partei eingetreten, im Vergleich zu Déry oder Lukács also relativ spät, was sich zum Teil mit seinem Alter erklären lässt: Der achtzehnjährige Bürgersohn interessierte sich zwar für die kommunistischen Ideen, doch sah er nicht die Notwendigkeit, sich gleich auch fest an eine Partei zu binden. Den Parteibeitritt betrachtete er als eine Formalität: „Wer kümmerte sich im März 1919 um Papierchen?“; für ihn war das Zugehörigkeitsgefühl viel wichtiger: „Es war ein großes Gefühl, zu einer gewaltigen Weltorganisation zu gehören.“441
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Háy, Julius: Geboren 1900. Heyne, München 1977. S. 80.
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Papp, K. (2014). Julius Háy — eine revolutionäre Gestalt mit bürgerlicher Bequemlichkeit. In: In Zwängen verstrickt. Reihe Sprach- und Literaturwissenschaft, vol 43. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-985-3_13
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