Äusserungsformen des Narzissmus in der Handschrift

Zusammenfassung

Das Anliegen dieser Arbeit ist es, anhand einer aussergewöhnlich homogenen Stichprobe von Handschriften² den Ausdruck einer ganz bestimmten narzisstisch geprägten Persönlichkeitsstruktur näher zu untersuchen. Es geht mir dabei um einige Konsequenzen der Selbstgefühlsproblematik für den Arbeitsalltag, und nicht etwa lediglich um die immer noch fast ausschliesslich gängige Vorstellung eines „narzisstischen Typus“ des selbstgefällig auftretenden, vielleicht selbstsüchtig und überheblich wirkenden oder auch in sich versponnenen, vorwiegend mit sich selbst beschäftigten oder sich selbst gern in den Vordergrund stellenden Menschen, der etwa viele kreisende Linksläufigkeiten, Anfangsbetonungen, allgemeine Aufbauschungen und Ähnliches zeigt in seiner Schrift. Was hier besprochen werden soll, sind vielmehr Folgen des sogenannten primären Narzissmus bzw. einer nicht besonders günstig verlaufenen primärnarzisstischen Phase (vgl. Literatur) und ein Beitrag dazu, dass die neuere Narzissmus-Diskussion auch in der Graphologie fruchtbar und in der Schriftdeutung angewendet werden kann, um so mehr, als mir die entsprechenden zugrundeliegenden psychodynamischen Konzepte sehr brauchbar scheinen für die Praxis.

Leicht überarbeitete Fassung des auf dem Salzburger Kongress für Schriftpsychologie 1979 gehaltenen Vortrags und 1981 erschienenen Beitrags in: Vom dienenden Geist. Beiträge zu Gegenwartsfragen der Psychologie und der Schriftpsychologie. Festschrift zum 65. Geburtstag von Herbert Hönel; Hrsg. Hans Eggert Schröder, Wien, sowie der Fassung, die 2004 in der Zeitschrift für Schriftpsychologie und Schriftvergleichung erschienen ist.