Beendet der Arabische Frühling eine Phase relativer Öffnung in Saudi Arabien?

Zusammenfassung

Obschon Saudi Arabien im Zuge der Berichterstattung über den „Arabischen Frühling“ hierzulande eher selten in den Medien auftaucht und die Legitimität des saudi-arabischen Königshauses von der Bevölkerung bisher nicht ernsthaft in Frage gestellt wurde, bleibt auch das Königreich nicht von den Auswirkungen der Umbrüche in anderen, teils benachbarten Staaten verschont. Wie auch in den meisten anderen arabischen Staaten fand zwar in den letzten 25 Jahren eine wirtschaftliche und technologische Öffnung des Landes statt; das politische System blieb jedoch rigide und die sozialen und kulturellen Möglichkeiten stellen sich im arabischen Vergleich als extrem eingeschränkt dar. Dabei liegen die Gründe für eine ausbleibende Revolution u. a. möglicherweise darin, dass reformerische Kräfte in der Bevölkerung bisher mehrheitlich wenig Unterstützung genießen.¹ Im Prinzip kann man sagen, dass es heutzutage im Zuge einer voranschreitenden gesellschaftlichen Pluralisierung nicht mehr nur die für die Staatsgründung grundlegende wahhabitische Islamauslegung ist, die die saudiarabische Bevölkerung eint, sondern insbesondere das saudiarabische Königshaus, zu welchem selbst dessen Kritikerinnen bisher keine realistische bzw. wünschenswerte Alternative sehen. Außerdem scheint der Stand der soziodemographischen Entwicklung, in welcher Saudi Arabien den übrigen arabischen Staaten ca. fünf bis zehn Jahre hinterher ist, eine bedeutende Rolle für den Zeitpunkt umwälzender gesellschaftlicher Prozesse zu spielen.² In Sachen Reformen könnte dies eine bescheidene Schonfrist für das Königreich darstellen.