Zusammenfassung
Wenn Schülerinnen und Schüler sich in ihren Anpassungsreaktionen auf die Anomien der Notenselektion bestimmte ‘Überlebenstechniken’ der Selbstkonzept-Verteidigung erkämpft haben, weshalb sollten sie diese sozialpsychologischen Techniken der Selbstbehauptung, wenn sie sie erst einmal verinnerlicht haben, nicht auch im außerschulischen Lebensbereich einsetzen? Dieser außerschulische Anwendungsbereich wäre nach der hier vorgenommenen Einteilung ein Bewältigungshandeln dritten Grades. Aus dieser Fragestellung entspringt vor dem Hintergrund der Analyse der innerschulisch induzierten Selbstkonzeptualisierung folgende weiterführende Hypothese:
Nach den bisherigen Überlegungen erscheint es als plausibel, daß Schülerinnen und Schüler auch außerhalb der schulischen Entstehungsbasis fortfahren, entsprechend dem in der Schule antrainierten Muster ihre Selbstkonzepte zielorientiert zu konstruieren, um sich mit ihnen zu präsentieren und positiv zu empfinden. Dies könnte auch erklären, weshalb gerade dieses Muster zu einer vom Herkunftsbereich Schule emanzipierten sozialpsychologischen Technik der Selbstbehauptung gegenüber allen möglichen Anomien des gesellschaftlichen Adoleszenzmoratoriums wird und sich damit zu einem Grundmuster des postmodernen Adoleszenzverhaltens verallgemeinert. Diese Annahme schließt ein, daß die Kriterien wie die Ausgestaltung solcher „Selbstherausforderungen“ Jugendlicher mindestens so vielfaltig und variabel sind wie innerhalb ihres schulischen Einsatzfeldes, ob sie dafür individuell und „autonom“ ausgesucht sind oder nach modischen Mustervorlagen. Überwiegend werden sie wohl in Szenen von Gleichaltrigen konstruiert, erprobt und praktiziert, denen die Funktion des „signifikanten Dritten“ zukommt.
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Nüberlin, G. (2002). Jugendsubkulturen — konstruierte Milieus für jugendtypische Selbstbildbewährung?. In: Selbstkonzepte Jugendlicher und schulische Notenkonkurrenz. Reihe Pädagogik. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-464-3_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-464-3_6
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0364-2
Online ISBN: 978-3-86226-464-3
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