Zusammenfassung
Wenngleich Arztfiguren in deutschen Spielfilmen immer wieder eine Rolle spielen, so wird von einer Arztfilmwelle doch erst in den fünfziger Jahren gesprochen.1 Ein Film, der für diese Welle häufig als Initialzündung genannt wird, ist der Film DR. HOLL aus dem Jahre 1951, ein Film, der in kurzer Zeit sechs Millionen deutsche Zuschauer erreichte.2 Der Filmerfolg trug dazu bei, daß der Regisseur Rolf Hansen einige Jahre “auf die Regie von Arztfilmen ‘abonniert’ war”,3 und auch der männliche Hauptdarsteller Dieter Borsche mußte sich weiterhin im Arztkittel bewähren. Diese Resonanz läßt den Film als besonders geeignet für eine Analyse erscheinen, die auf zeitgenössische Mentalitäten zielt. So soll im folgenden exemplarisch untersucht werden, wie sich zentrale Motive, Personenzeichnungen, ansatzweise auch die filmästhetische Realisierung vor dem zeithistorischen Hintergrund der frühen fünfziger Jahre ausnehmen — es wird hier also versucht, den Film als historische Quelle seiner Entstehungszeit zu lesen.4 Es folgt zunächst eine Inhaltsangabe von DR. HOLL.5
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Notizen
Vgl. etwa Manfred Barthel, So war es wirklich. Der deutsche Nachkriegsfilm, München, Berlin 1986, S. 247.
Vgl. Claudius Seidl, Der deutsche Film der fünfziger Jahre, München 1987, S. 108 sowie “Der Spiegel”, Nr. 25, 17.6.1953, S. 28.
Schon in der frühen Nachkriegszeit wollten die Kinozuschauer keine Trümmer sehen. Entsprechend wurde der ablehnende Begriff “Trümmerfilm” geprägt. Vgl. Peter Pleyer, Deutscher Nachkriegsfilm 1946–1948, Münster 1965, S. 155.
Zu den Merkmalen des Unterhaltungsfilms im Nationalsozialismus siehe etwa: Francis Courtade/Pierre Cadars, Geschichte des Films im Dritten Reich, München und Wien 1975;
Verena Lueken, Die Erzählstruktur des nationalsozialistischen Films, Siegen 1981; Deutsche Spielfilme 1933–1945, Materialien I-III (Film 1978/2, 1980/1, 1981/3), hg. v. Münchner Filmzentrum, Freunde des Münchner Filmmuseums, Redaktion: Ulrich Kurowski.
Vgl. Rudolf Morsey, Die Bundesrepublik Deutschland (Oldenbourg Grundriss der Geschichte Band 19), München 1990, S. 256.
Dieser Prozeß der Verschiebung von Energien in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft wurde bereits vor längerer Zeit von psychoanalytischer Seite diagnostiziert: Margarete und Alexander Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens, München 1967.
Vgl. Angela Vogel, Frau und Frauenbewegung, in: Wolfgang Benz (HG.), Die Bundesrepublik Deutschland. Geschichte in drei Bänden, Bd. 2: Gesellschaft, Frankfurt/M. 1983, S. 76.
Ohne detaillierte Filmanalysen vorzunehmen, urteilte Kreimeier im Jahre 1985: “… seinen zeitgeschichtlichen Resonanzboden findet der Arztfilm der fünfziger Jahre jedoch dort, wo nach dem Zusammenbruch des Faschismus in der Bevölkerung reale Ängste und reale Hoffnungen auf Heilung um sich greifen konnten: Heilung von Krankheiten, Depressionen, Verlusterfahrungen, die allerdings weniger in den Zuständigkeitsbereich der praktischen Medizin fielen” (Klaus Kreimeier, Der westdeutsche Film in den fünfziger Jahren, in: Die fünfziger Jahre. Beiträge zu Politik und Kultur, hg. von Dieter Bänsch, Tübingen 1985, S. 296).
Vgl. hierzu auch Helmut Regel, Autoritäre Muster, in: Filmkritik 11, 1966, S. 644.
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Stettner, P. (1993). Spuren historischer Prozesse und ihrer mentalen Verarbeitung — Der Spielfilm “Dr. Holl” (1951). In: Benzenhöfer, U. (eds) Medizin im Spielfilm der fünfziger Jahre. Reihe Medienwissenschaft. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-436-0_5
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