Zusammenfassung
Im Vergleich zum Strafvollzug ist das Thema Untersuchungshaft in der wissenschaftlichen Forschung und kriminalpolitischen Diskussion trotz der hohen Zahl der Betroffenen bis zum Beginn der 80er Jahre sehr zurückhaltend behandelt worden. Ein Grund für diese Zurückhaltung mag in der besonderen gesellschaftspolitischen Brisanz des Themas liegen, da hier exemplarisch das Interesse an einer wirksamen Verbrechensbekämpfung und die Wahrung rechtsstaatlicher Grundsätze, insbesondere die Prinzipien der Unschuldsvermutung und der Verhältnismäßigkeit aufeinandertreffen (Jehle, 1994). Hohe Haftzahlen zu Beginn der 80er Jahre und eine zunehmende Kritik an resozialisierungsfeindlichen Vollzugsbedingungen führten schließlich zu konkreten Vorschlägen von Politik, Wissenschaft und Rechtspraxis, wie eine gesetzliche Regelung, eine Verbesserung der Vollzugspraxis, aber auch eine generelle Reduzierung der U-Haftanordnungen zu erreichen sei (vgl. Jehle, 1987; Rössner, 1987; Seebode, 1987). Angeregt durch diese Diskussion entstanden in verschiedenen Städten meist durch private Träger initiierte Projekte zur Haftvermeidung und sozialen Unterstützung von U-Haft Betroffener (Cornel, 1987). Aufgrund einer wieder abnehmenden Zahl der U-Haftanordnungen im Verlauf der 80er Jahre, die größtenteils auf diese Diskussion zurückzuführen sein dürfte und den großen gesetzlichen Spielraum bei der Haftpraxis zeigt, wurde eine grundlegende Neuordnung des Untersuchungshaftrechts auf unbestimmte Zeit verschoben (Dünkel, 1994).
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Lösel, F., Pomplun, O. (1998). Aktuelle Situation der Untersuchungshaft und alternativer Betreuungsprojekte bei Jugendlichen. In: Jugendhilfe statt Untersuchungshaft. Studien und Materialien zum Straf- und Maßregelvollzug. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-422-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-422-3_2
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0247-8
Online ISBN: 978-3-86226-422-3
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