Zusammenfassung
Im Allgemeinen wird für das, was ich hier vortragen möchte, nicht der Begriff „Durcharbeiten“ verwandt, sondern der Begriff „Aufarbeitung“, der sich seit Adornos bekanntem Aufsatz aus dem Jahre 1959 durchgesetzt und andere Begriffe wie Vergangenheitsbewältigung ersetzt hat. Ich ziehe es trotzdem vor, mit Sigmund Freud von Durcharbeiten zu sprechen, weil dieses Wort, so wie es ursprünglich gemeint war, von vornherein verhindert, dass wir uns mit den schuldhaften Verstrickungen anderer Menschen beschäftigen, anstatt auf die eigene Geschichte zu schauen. Geschichte aufarbeiten, das ist, überspitzt zusammengefasst, Vergangenheitsaufklärung ohne Mitarbeit der eigentlichen Akteure. Durcharbeiten von Geschichte setzt dagegen in der eigenen Erfahrung an. Es geht vom eigenen Tun aus. Es sucht sich der lebensgeschichtlichen Komponenten im geschichtlichen Thema bewusst zu werden und enthält sich des Vorwurfs an andere.
„… Erfahrung, die Dauer zwischen heilsamem Vergessen und heilsamem Erinnern“
(Adorno, Minima moralia — Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Erster Teil, 33. Text)
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2004 Centaurus Verlag & Media UG
About this chapter
Cite this chapter
Schulz-Hageleit, P. (2004). Zur Problematik des „Durcharbeitens“ lebensgeschichtlicher Erfahrungen. In: Geschichtsbewusstsein und Zukunftssorge. Geschichte und Psychologie, vol 12. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-409-4_14
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-409-4_14
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0486-1
Online ISBN: 978-3-86226-409-4
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)