Zusammenfassung
Im Krieg polarisieren sich Geschlechtertypen, aber sie geraten auch ins Wanken. Für manche AutorInnen406 ist der Krieg eine Art «verkehrte Welt», in der z.B. die Frauen heroisches Verhalten zeigen und Männer Angst. Doch lassen sich auf der Opernbühne viel mehr Facetten, Brüche und Widersprüche nachweisen. Hier werden diverse Leitbilder idealer Weiblichkeiten und Männlichkeiten vorgeführt und verhandelt. Dabei scheint der Krieg in der Realität und auf der Opernbühne wie eine Art «gender-Produktions-Maschinerie» zu funktionieren, wobei dem Paar eine besondere Rolle zukommt:
Das Paar als Ort, als Kriegsschauplatz in der Kultur, aber auch als der Ort, der einer vollständigen Transformation der Relation zwischen dem Einen und dem Anderen bedarf und sie erfordert.407
Die heterosexuelle Liebesbeziehung wird wie ein Kriegsschauplatz beschrieben und inszeniert, auf dem der Mann den Angreifer und die Frau die zu eroberende Stadt bzw. Länderei verkörpert. Bis in den zwischenmenschlichen Bereich hinein schreiben sich «Bildprogramme» fort, wie sie aus der offiziellen Ikonographie und Rhetorik bekannt sind, z.B. von den adligen Herrscherporträts. Auch in diesen kulturellen Ausdrucksformen werden Krieg und Frieden in der Regel geschlechtsspezifisch konnotiert: der Mann in der Rolle von Mars markiert den Krieg, als Herkules den tapferen und physisch «hegemonial-männlichen» Helden, und die Frau, als Vertreterin von Venus, steht für Liebe und Frieden. Aber als androgyne, gutgerüstete Minerva beansprucht sie auch die Rolle der Beschützerin und Förderin der Künste, eine bis ins 18. Jahrhundert favorisierte Rolle von Herrscherinnen.408
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2010 Centaurus Verlag & Media UG
About this chapter
Cite this chapter
Kiupel, B. (2010). Zwischen-Halt: Doing gender in the opera. In: Zwischen Krieg, Liebe und Ehe. Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte der Musik, vol 8. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-272-4_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-272-4_11
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0721-3
Online ISBN: 978-3-86226-272-4
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)