Abstract
Das Volk der San siedelte vor ca. 27 000 Jahren im südlichen Afrika im Gebiet des heutigen Namibia, Südafrika und Lesotho. Ihre Felsmalerei gehört zu den ältesten Spuren menschlicher Bildproduktion und ist zugleich die längste einer einzigen Kultur. Die letzten Bilder wurden um 1850 angefertigt.
Die Kernthese dieses Aufsatzes ist, dass die Felsmalerei der San bereits alle wesentlichen Verfahren des Bildsamplings besitzt und, unabhängig von europäischen Einflüssen, auf Grundkonstanten von Bildern überhaupt verweist. Am Beispiel der San wird deutlich, dass vier grundlegende Konzepte existieren.
Zum Ersten materialisiert die Bildüberlagerung in erster Linie eine Idee. Wäre das Abgebildete so vorhanden wie gewünscht, wäre eine naturalistisch arbeitende Abbildungsmethode gewählt worden, d.h. Fiktion und Realität treffen besonders deutlich in der sichtbaren Überlagerung des Bildsamplings aufeinander.
Zum Zweiten ist der Zufall — als Geselle der Gestaltung — offensichtlich. Die Nutzung von Untergründen, Kantensituationen oder die Ausnutzung von Kontrasten und anderen normalerweise abbildunabhängigen Faktoren, ist ein Kennzeichen von Bildüberlagerungen.
Zum Dritten sind Überlagerungen sichtbare und damit bewusste Weiterentwicklungen älterer Bildkonzepte. Sie verdeutlichen stärker als andere Bilder, dass Epochen, Stile und Generationen miteinander verwoben sind.
Zum Vierten nutzt das Bildsampling, wenn es eine Wirkung im gesellschaftlichen Bereich besitzen will, die Macht, die den vorhandenen und bekannten Bildzeichen oder Orten zugeordnet wird. Es nutzt Tradiertes für eine eigene visuelle Aussage.
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Scholz, M. (2006). Der Fels, der Tanz, die Macht und ihre Bilder — FELSMALEREI DER SAN. In: Scholz, M., Helmbold, U. (eds) Bildsampling. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9652-3_2
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