Bundesfinanzhof und Bundesfinanzministerium als kreative Buchhalter

Auszug

Helmut Kuhnle hat vielfältige Aufgaben in Institut und Hochschule übernommen, die in dieser Festschrift gewürdigt werden. Vor allem aber hat er sich seit Jahrzehnten um die Vermittlung von Kenntnissen in Buchführung und Rechnungslegung an der Universität Hohenheim verdient gemacht und dabei Generationen von Studenten das notwendige Wissen beigebracht. Seine Lehre in Buchführungs- und Kostenrechnungstechnik war überaus erfolgreich. Besonders erfreulich war die Zusammenarbeit bei der Lehrveranstaltung „Betriebliches Rechnungswesen“; wir haben den Lehrstoff gemeinsam konzipiert und lösten uns bei dieser Grundlagenveranstaltung als Lehrende ab. Diese Festschrift ist daher ein willkommener Anlass, zu vergleichen, was Ökonomiestudenten theoriegeleitet und praxisbezogen in Hohenheim gleichsam mit der akademischen „Muttermilch“ einsaugen — und welche Überraschungen sie dann erleben, wenn sie mit den Denkgerüsten des Bundesfinanzhofs und des Bundesfinanzministeriums zu tun bekommen, welche die elementaren Regeln der doppelten Buchführung missachten und dabei eigene „kreative“ Ideen entwickeln, statt sich an die vom Gesetz geforderten Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung zu halten. Sie setzen sich leichtfertig über anerkannte Buchführungsregeln hinweg und tragen so weiter zur Chaotisierung des deutschen Steuerrechts bei. Dabei wäre es so einfach, sich an die in Jahrhunderten¹ entwickelten Regeln der kaufmännischen Rechnungslegung zu halten — wenn denn der Wille dazu vorhanden wäre, sich mit den Lehren aus dem für BFH und BMF offenbar teilweise immer noch fremden Gebiet des betrieblichen Rechnungswesens ernsthaft zu beschäftigen.