Interaktion und Identität: Eine theoretische Verknüpfung

Auszug

In der bisherigen Argumentation wurde stets behauptet, Führung sei Interaktion, oder präziser: eine besondere Form der Interaktion, in der Einflussversuche mit Macht unterlegt und auf die Erfullung organisatorischer Zielsetzungen ausgerichtet werden. Diese These wurde führungstheoretisch begründet und diskutiert. Allerdings — dies ist das Ergebnis der oben vorgenommenen Analyse — greift die Führungsforschung an der interaktiven Qualität ihres Gegenstandes größtenteils vorbei. Ihr gelingt es nicht oder zumindest nur unzureichend ein umfassendes Bild von den interaktiven Einsteuerungsprozessen zwischen Vorgesetzten und Geführten zu zeichnen. Dazu fehlt ihr eine konsequent interaktionstheoretische Folie, auf der die Verhaltensweisen der Beteiligten in einem dynamischen, ergebnisoffenen Prozess unmittelbar aufeinander bezogen und auseinander abgeleitet werden können. Mit Hilfe einiger soziologischer und sozialpsychologischer Überlegungen hingegen soll es im Folgenden gelingen, der Führungsforschung ein neues, eben interaktionstheoretisches Fundament zu gießen. Die LeitFragen für die nachstehende Analyse lauten dementsprechend: (1) Mit welchem Interaktions-verständnis lassen sich die oben, in Anlehnung an die Systemtheorie formulierten Anforderungen an eine Interaktionstheorie der Führung einlösen und (2) welche Konsequenzen ergeben sich daraus ftir die Führungsforschung? Eine Antwort auf diese Fragen kann dann als Basis für den identitätstheoretischen Modell-Vorschlag dieser Arbeit dienen.