Auszug
Es ist Mittwoch, der 22. März 2006. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat gerade mit 4:1 ein Freundschaftsspiel gegen die USA gewonnen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann, schon seit Wochen aufgrund seines Wohnsitzes (USA), der ungeklärten Torhüter-Frage (Kahn oder Lehmann?) und schwacher vorangegangener Spiele (1:4 gegen Italien) im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion, tritt im Presseraum des Dortmunder Stadions vor die Journalisten. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, wie er all dem Unmut Luft macht, der sich, wie es scheint, über Monate in ihm aufgestaut hatte:
„Was er nach dem 1:4 in Florenz gegen Italien, wo es nichts zu loben gab, habe lesen müssen, ‚war teilweise unter der Respektsgrenze’. ‚Man’ habe ‚beinahe die WM riskiert durch puren Pessimismus, durch negative Aggressivität, die von gewissen Leute gekommen ist. Man hat Politik gemacht, die zu weit geht, um Stimmung zu machen beim Publikum. Wir wissen, wo die Leute sitzen, die uns nicht wohlgesonnen sind und uns Knüppel zwischen die Beine werfen’. [...] ‚Es ist Zeit’, hielt Klinsmann dem verdutzten Journalisten-Auditorium mittels Generalverdacht vor, ‚dass Ihr Euch Gedanken macht, was Ihr für einen Einfluss habt auf die Spieler und ihre Familien’“ (L. Schulze, SZ, 24.03.2006).
Genau dieser Einfluss soll Thema der vorliegenden Arbeit sein. Viel wird gemutmaßt über die Wirkungen, die Medien und ihre Berichterstattung auf Sportler, Trainer und deren Angehörige haben. Auch Versuche dieser Akteure, sich Medienberichterstattung zunutze zumachen, werden häufig thematisiert.
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Literatur
In einem Sammelband von Hackforth wurden erst 1988 erstmals empirische Studien vorgestellt, die sich explizit mit Wirkungen von Sportberichterstattung beschäftigten (J. Hackforth 1988a).
Von den 14 Aufsätzen des oben erwähnten Sammelbandes von Hackforth beschäftigt sich nur ein einziger mit Einflüssen von Sportberichterstattung auf die Sportler selbst. Dieser Aufsatz ist die Zusammenfassung einer quantitativen Befragung von 1985, die in Kapitel 2.4.2 als einzige empirische Studie vorgestellt werden wird. Auch zehn Jahre später weist Görner auf das weiterhin bestehende Forschungsdefizit hin (F. Görner 1995: 284).
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(2008). Einleitung. In: Reziproke Effekte durch Sportberichterstattung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5546-9_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5546-9_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8350-7019-6
Online ISBN: 978-3-8350-5546-9
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