Zusammenfassung
Die internationale Unternehmenstätigkeit hat im Verlauf der letzten Dekaden eine enorme Bedeutung erlangt. Die empirische Basis dieser Aussage, die z.B. in dem rasanten Wachstum des Welthandels und der Direktinvestitionsströme, den Import- und Exportquoten bei verschiedenen Warengruppen, der Bedeutung des Intra-Unternehmens-Handels am gesamten Welthandel, dem Internationalisierungsgrad einzelner Unternehmen, der Anzahl der international tätigen Unternehmen in einzelnen Volkswirtschaften oder der Anzahl der bestehenden ausländischen Tochtergesellschaften gesehen werden kann, soll hier nicht im Detail wiedergegeben werden. Die entsprechenden Daten und Fakten werden in den Einführungskapiteln zahlreicher Lehrbüchern zum Internationalen Mangement aufgezeigt, um die hohe Relevanz der Thematik zu unterstreichen (so z.B. Welge/Holtbrügge 2003, S. 20ff.; Kutschker/Schmid 2005, S. 40ff., S. 234; Zentes/Swoboda/Morschett 2004, S. 13ff.).
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Literatur
Während einige Autoren quantitative Kriterien für ein „MNU“ aufführen, die dann in einer bestimmten Anzahl von Ländern, in denen das Unternehmen tätig ist, dem Anteil der im Ausland beschäftigten Mitarbeiter, dem Auslandsumsatzanteil, direktinvestiven Engagements u.Ä. gesehen werden (vgl. z.B. Welge 1980, S. 3ff.; Boddewyn/Halbrich/Perry 1986, S. 46), wird der Begriff vor allem in der englisch-sprachigen Literatur („multinational enterprise“, MNE, oder „multinational corporation“, MNC) meist sehr allgemein verwendet.
Child definiert so „control“. Die Begriffe „Koordination“, „control“ (vgl. z.B. Child 1973b, S. 117ff.; Baliga/Jaeger 1984, S. 25ff.; Andersson/Forsgren 1996, S. 487) und „Integration“ (vgl. z.B. Ghoshal/Nohria 1993, S. 29; Nohria/Ghoshal 1997, S. 6; Martinez/Jarillo 1989, S. 490) werden vor allem in der englischsprachigen Literatur synonym verwendet, wie sowohl die Definitionen als auch die jeweils angeführten Mechanismen in den genannten Quellen verdeutlichen.
Provokativ argumentiert Birkinshaw, dass zugleich das unternehmerisch-selbstständige Handeln der Auslandseinheitsmanager in vielen anderen Bereichen gefördert wird, u.a. um eigene Ressourcen zu entwickeln und Standortvorteile auszuschöpfen. Er schließt daraus, dass „the market-facing side of strategy is becoming increasingly integrated, while the resource side is heterogeneous and needs to be managed with considerable degrees of freedom if it is to be truly effective“ (Birkinshaw 2001, S. 395) und widerspricht damit üblichen Aussagen, die eine Zentralisierung, Konzentration und Standardisierung eher in den marktfernen Bereichen empfehlen, während die marktnahen Prozesse eher verstreut, dezentral und differenziert entschieden und durchgeführt werden (Porter 1986b, S. 16; Holtbrügge/Kittler/Rygl 2004, S. 163).
Dadurch entsteht eine weitere Problematik, welche die Grenzen zwischen Dienstleistungen, Sachleistungen, Dienstleistungsunternehmen und Herstellern verschwimmen lässt. So gehört bspw. nahezu die Hälfte der US-Auslandsniederlassungen im Dienstleistungsbereich zu MNU des Produzierenden Gewerbes (Dunning 1993c, S. 79; Welge/Borghoff 2003, S. 134). Ein ausgegliedertes, rechtlich selbstständiges Logistikunternehmen, das zu einem Automobilkonzern gehört, kann hier als Beispiel genannt werden, bei dem die Grenzen verschwimmen, weil es Einflussfaktoren sowohl aus dem Dienstleistungsbereich (so durch die unmittelbare Aufgabe) als auch aus dem Produzierenden Gewerbe (durch die Einbindung in ein solches Unternehmen) ausgesetzt ist.
In den 1960er Jahren war der vorherrschende Erklärungsansatz für die Internationalisierung die neoklassische Finanztheorie der Portfolio-Investitionen und Finanzströme. In einer transaktionskostenfreien Welt mit perfektem Wettbewerbs verschiebt sich das Kapital als Reaktion auf Änderungen in Zinssatz-oder Gewinndifferenzen (Iversen 1936). In diesen Ansätzen wurde das Kapitel zwischen unabhängigen Anbietern und Abnehmern bewegt, d.h., eine Rolle für multinationale Unternehmen und deren Motivation zu Direktinvestitionen wurde nicht untersucht. Zugleich zeigten sich jedoch Schwächen des Ansatzes darin, dass er die sehr heterogenen Internationalisierungsprozesse verschiedener Branchen kaum erklären konnte (Buckley 2002, S. 366).
Die Vereinten Nationen verwenden den Begriff „transnational corporation“, der als generischer Begriff für international agierende Unternehmen in vielen Studien der Vereinten Nationen verwendet wird. Bartlett/ Ghoshal (2000, S. 3) greifen auf diese Definition aber auch zurück, um MNU zu definieren.
Dabei können durchaus in einem Gastland mehrere Auslandseinheiten eines MNU bestehen (Birkinshaw/ Hood/ Jonsson 1998, S. 224).
Der Unterschied zwischen dieser Darstellung und der Darstellung dieser Grafik in Kutschker/ Schmid (2005, S. 538) liegt genau darin: In der Darstellung im Lehrbuch wird vereinfachend statt dem Begriff der Auslandseinheit der Begriff der Tochtergesellschaft verwendet.
„Radikalere“ Modelle, die in Form einer Heterarchie (so Hedlund 1986) den Eindruck erwecken, dass alle Auslandseinheiten gleichberechtigte Knotenpunkte darstellen würden und sich eine „Unternehmenszentrale“ in diesem Sinne nicht mehr findet, werden zwar im Laufe der Arbeit noch kurz dargestellt, ihnen wird aber empirisch eine eher geringe Bedeutung zugeordnet (vgl. z.B. Macharzina 2003a, S. 33).
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Morschett, D. (2007). Grundlagen der Untersuchung. In: Institutionalisierung und Koordination von Auslandseinheiten. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5509-4_1
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Publisher Name: Gabler
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