Auszug
John Entwistle saß im Ausguck des Linienschiffes mit beachtlichen 46.000 Bruttoregistertonnen. Ab und an schaute John in sein Fernglas. Er fror, denn es war bitterkalt geworden. Er fischte seine Uhr hervor. Ein Geschenk von seinem Onkel Andrew. Allerdings waren die Finger durch die Kälte so klamm, dass die Uhr auf den Boden fiel. Im Dunklen tastete John nach ihr und er musste automatisch an Kathie denken. In einer ähnlichen Situation, suchend, hatten sich zum ersten Mal ihre Hände zärtlich berührt, dabei schauten sie sich in die Augen und trotz Dunkelheit konnten sie die Wärme im Blick des anderen entdecken. Da ertastete er die Uhr und hob sie gegen das Positionslicht im Ausguck. Die Uhr zeigte 23.30 Uhr. Er steckte sie in die Jackentasche und rechnete die Zeit vor, die er noch hier verbringen sollte. Nach Eisbergen Ausschau halten ist so ziemlich die dümmste Aufgabe, die man auf einem Schiff erledigen muss, dachte John. Er erinnerte sich seines alten Lehrers, der Eisbergmodelle aus Holz und Metall baute, um den Schiffsjungen die Gefahr von Eisbergen in pneumatischen Wannen zu demonstrieren. Ein Siebentel schauen sie aus dem Wasser. Der unter Wasser verborgene Teil ist gefährlich, da nie sicher zu stellen ist, wie nah der Schiffsrumpf beim Sichten des Eisbergs bereits ist. John lächelte vor sich hin, denn ihm fiel die stets verbogene Brille seines Lehrers ein. Gelangweilt schaute John Entwistle durch das Fernglas. Er erschrak. Die Umrisse eines Eisbergs zeichneten sich bedrohlich ab. Hastig griff er zum Telefon und meldete der Brücke: „Eisberg voraus!” Das war an jenem schwarzen Tag der White Star Line, als ihr unsinkbares Schiff auf einen Eisberg lief und eine Krise für die Reederei und die gesamte Schifffahrt auslöste. 1.517 Tode und der Verlust eines der prunkvollsten Schiffe: der Titanic.
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(2008). Die Eisberg-Theorie — das Verborgene im Offensichtlichen. In: Krisenmanagement und Kommunikation. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9863-7_9
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