Auszug
Technologische Innovationen stellen seit jeher eine wesentliche Grundlage wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels dar. Die gesamt- und einzelwirtschaftliche Bedeutung technologischer Innovationen mit ihren Auswirkungen auf gesellschaftliche Entwicklungen ist unbestritten und hat in den letzten Jahrzehnten unverkennbar zugenommen. Technologische Innovationen wirken als zentrale Antriebskräfte wirtschaftlicher Entwicklung, lösen gleichzeitig Prozesse gesellschaftlicher Veränderung aus und bestimmen maßgeblich die Richtung und Intensität technologischen Wandels. Sie leisten grundlegende Beiträge zu wirtschaftlicher Prosperität einzelner Branchen wie auch ganzer Volkswirtschaften, können aber ebenso wirtschaftliche Strukturkrisen verursachen. Sie bilden die Grundlage für die Entstehung neuer, aber auch für das Schrumpfen und Verschwinden alter Industrien.
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Literaturverzeichnis
Vgl. Zahn (1995), S. 9.
Vgl. Dorison (1991), S. 13; Zahn (1995), S. 10; Zahn & Dillerup (1994), S. 15 ff. Das Auftreten technologischer Innovationen, deren Verbreitung sowie Standardisierung im Markt und damit das Phänomen technologischen Wandels wird in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur mit Hilfe verschiedener Erklärungsansätze beschrieben. So führt beispielsweise Schumpeter technologische Innovationen auf eine Folge technologischer Umbrüche zurück, die in Schwärmen und im Verlauf von langen Wellen auftreten. (vgl. Schumpeter 1997, S. 334, 339ff). In jüngeren Arbeiten hingegen geht beispielsweise Dosi davon aus, dass technologische Innovationen primär aus Unternehmenswie auch nachfragerseitigen kumulativen und graduellen Lernprozessen resultieren und diese zur Ausprägung bestimmter technologischer Paradigmen führen. Im Rahmen dieser Paradigmen bilden sich technologische Trajektorien, die in kontinuierlichen und kontextabhängigen Bahnen verlaufen. Ein technologisches Paradigma wird als Modell und Lösungsmuster für ausgesuchte technologische Probleme definiert, Trajektorien dagegen als Muster der normalen Problemlösungsaktivität innerhalb eines technologischen Paradigmas (vgl. Dosi 1983, S. 83; 1988, S. 1128). Zu einer wissensbezogenen Interpretation technologischer Paradigmen vgl. Hanusch & Canter 1993, S. 20.
Der technologische Wandel erfasst dabei nicht nur den Industriesektor, sondern in gleicher Intensität den Dienstleistungssektor. Beispielsweise haben sich ebenso Banken und Versicherungsgesellschaften in der Gestaltung der internen Leistungserstellungsprozesse und der Entwicklung neuer Finanzdienstleistungen zu ausgesprochen technologieintensiven Unternehmen entwickelt (vgl. Niemeier 1995, S. 902ff.; Tschirky 1998a, S. 4). Technologischer Wandel und wirtschaftliches Wachstum wird dabei zum einen durch die Verbreitung von Prozessinnovationen, also durch quantitative und qualitative Änderungen in der Produktionstechnik, und zum anderen durch Produktinnovationen verursacht (vgl. Gerybadze 1982, S. 56ff., S. 60ff.).
Vgl. Kliche (1991), S. 24 und die dort angegebene Literatur. Vgl. zu Ursachen und Wirkungen technologischen Wandels zum Beispiel Luder (1995); Nowotny (1998); Pohl (1996); Zahn (1995).
Vgl. Boutellier & Lach (2000), S. 5ff., Gerpott (1999), S. 1ff., Weiber & Kollmann & Pohl (1999), S. 78ff Die herausragende Bedeutung von Innovationen für den wirtschaftlichen Wandel und den gesellschaftlichen Wohlstand hat bereits Schumpeter in seiner Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung herausgestellt (vgl. Schumpeter 1997, S. 341ff).
Als Ursache für die auf technologische Innovationen gerichtete Forschungs-und Entwicklungstätigkeit von Unternehmen sind der investitionssowie der nachfrageinduzierte technologische Wandel zu unterscheiden. Der investitions induzierte Wandel als sogenannter ‚technology push ‘geht von Anbieterseite aus, der nachfrageinduzierte Wandel als ‚technology pull ‘entsteht durch eine Änderung der Nachfragerbedürfnisse und entsprechende anbieterseitige Maßnahmen. In den sogenannten High-Tech-Märkten lassen sich dabei hauptsächlich investitionsinduzierte Innovationen feststellen. Dies begründet sich in erster Linie dadurch, dass sich die in diesem Bereich vorherrschenden Radikalinnovationen nicht durch eine reine Anpassungsstrategie an die Wettbewerbsbedingungen erzielen lassen. Insbesondere die Entwicklung von Schlüsseltechnologien stellt hier einen wesentlichen Erfolgsfaktor im Wettbewerb um die nachhaltige Etablierung technologischer Innovationen im Markt dar (vgl. Pohl 1996, S. 1f. und die dort angegebene Literatur).
Kliche weist in diesem Zusammenhang auf erschwerende Faktoren für die Anbieter technologischer Innovationen in Business-to-Business-Märkten hin, die unter anderem auf Vermarktungsprobleme innovativer Leistungen aufgrund veränderter Qualifikationsanforderungen in den Abnehmer-Unternehmen zurückzuführen sind (vgl. Kliche 1991, S. 51). Diese Fokussierung soll die Notwendigkeit einer entsprechenden strategischen Ausrichtung der unternehmensinternen Innovationsprozesse nicht in Abrede stellen. Vor dem Hintergrund dieser Arbeit wird der Fokus aber auf die Vermarktung und damit primär auf die Abnehmerseite technologischer Innovationen gerichtet.
Vgl. Kliche (1991), S. 58.
Vgl. Kliche (1991), S. 59.
Die Zielsetzung der Arbeit lässt sich aus dem realtheoretischen Verständnis der Marketingwissenschaft ableiten, wonach die zentralen Wissenschaftsziele in einem Erkenntnisgewinn sowie in der Gestaltung der Realität bestehen. Erkenntnisgewinn als kognitives Wissenschaftsziel betrifft das reine Erkennen spezifischer Zusammenhänge, wobei in erster Linie das Erreichen von Wahrheit um des Prinzips willen und nicht die Nützlichkeit von Erkenntnissen im Mittelpunkt des Interesses steht. Das Gestaltungsziel als pragmatisches Wissenschaftsziel stellt dagegen das Kriterium der Nützlichkeit über das der Wahrheit, seine Ausrichtung erfolgt primär an den Interessen externer Bezugsgruppen, welche für die Marketing Wissenschaft in der Regel Unternehmen oder andere im Markt agierende Organisationen sind (vgl. Franke 2002, S. 47). Die Vereinbarkeit beider Ziele gehört zu den Grundüberzeugungen der realtheoretischen Position in der Marketingwissenschaft (vgl. zum Beispiel Tietz 1993, S. 224f.).
Als ergänzendes Argument dafür, die bisher übliche neoklassische Herangehensweise an die Analyse von Standardisierungsprozessen zu verlassen und den Fokus auf relevante Prozessvariablen wie etwa die individuellen Informationsverarbeitungsprozesse der Nachfrager technologischer Innovationen zu richten, kann der vermehrte Einsatz von solchen Erklärungsvariablen im Investitionsgüterbereich herangezogen werden, die sich nicht mehr zwangsläufig mit der Rationalitätsannahme vereinbaren lassen. So ist feststellbar, dass die neoklassische Annahme der Rationalität der Akteure an Allgemeingültigkeit verliert. Dies zeigt sich durch zunehmende Rückgriffe auf verhaltenswissenschaftlich ausgerichtete Erklärungsvariablen wie etwa Vertrauen (vgl. Backhaus 2003, S. 710ff.; Plötner 1995).
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(2008). Einleitung. In: Lernen in Standardisierungsprozessen. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9856-9_1
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