Auszug
Wenn die Marktteilnehmer rational handeln, scheint das Interesse an der Unternehmensbewertung vor allem theoretischer Natur. Denn für die Unternehmensanteile, die auf einem funktionierenden Markt gehandelt werden, entspricht — bei unveränderten Informationen — der Preis ihrem Wert.1
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Literatur
So soll bereits F.A. von Hayek auf die Frage, wie man ein Unternehmen bewertet, geantwortet haben, daß Bewertung Aufgabe der Finanzmärkte sei. Schneider [1992], S. 520 mit Verweis auf Streissler aus dem Jahr 1969.
Wie die Kölner Funktionenlehre nicht wirklich zwischen Werten, sondern Werte von Schiedspreisen und Argumentationshilfen unterscheidet (vgl. Fn. 5 auf S. 9), vermag auch das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. (IDW), das sich auf die Bewertungsfunktionen stützt, nicht wirklich zwischen Bewertungsanlässen zu differenzieren, sondern nur Beispiele für Bewertungen, Ermittlung von Einigungsgeboten und verhandlungshilfen zu geben. Vgl. IDW [2005], S. 1305. In dieser Arbeit werden tatsächlich Bewertungsanlässe unterschieden — nämlich nach den Gründen, warum nicht ein Marktpreis dem Unternehmenswert gleichgesetzt werden kann.
Grundsätzlich steht jedem Unternehmen der Zugang zum Finanzmarkt offen. Brealey/ Myers/ Allen [2006], S. 102f. Ursache für eine fehlende Börsennotierung kann z.B. sein, daß sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines Börsengangs z.B. für eine kleine Gesellschaft nicht lohnt (siehe hierzu Schmidt [1970], S. 70–73; Amihud/Mendelson [1988]). Ein anderes Beispiel stellt ein Familienunternehmen dar, dessen Gesellschafter kein Interesse an der Handelbarkeit und Wertschätzung ihrer Anteile haben.
Fama [1970], S. 383 spricht in diesem Fall von der halbstarken Form der Informationseffizienz.
Copeland/ Koller/ Murrin [1994], S. vii–ix; Brealey/Myers/Allen [2006], S. 57. Wenn die Marktteilnehmer nur Anteile an einem Unternehmen erwerben, neben ihrem Kapital aber keine weiteren Einsätze leisten können oder wollen, dann müssen sie die Unternehmenszukunft in die Hände anderer geben. Es ist zu erwarten, daß ein professionelles Management das ihm anvertraute Geld im Sinne der Kapitalgeber verwendet. Daß es sich nicht nur in Geschäftsführungs-, sondern auch in Unternehmensbewertungsfragen auskennt und somit den Zusammenhang zwischen seinen Entscheidungen und dem Wert der Unternehmensanteile weiß, ist in diesem Fall von ungeheurem Vorteil — selbst (und gerade) bei Vorliegen aussagekräftiger Preise, anhand derer sich ein wertsteigerndes Management beobachten läßt.
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(2008). Warum man Unternehmen bewerten können sollte — selbst wenn ein funktionierender Markt für ihre Anteile existiert. In: Leistungsfähigkeit von Unternehmensbewertungsmodellen. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9838-5_4
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