Auszug
„Mensch, Controller ...!“ sagen leicht anzüglich gelegentlich Kollegen, wenn in einer Sitzung Dr. Mensch einen Vorschlag macht und anregt, eine Entscheidung nochmals unter einem bisher nicht bezogenen Blickwinkel zu betrachten. Sie scheinen mitunter zu meinen, „Nun sei doch nicht so pingelig; lass’ die Sache doch ihren Weg gehen; lass’ doch auch mal fünf gerade sein“. Als ob er dies nicht könnte und manchmal auch tut. In der Regel hat Dr. Mensch gar nicht interveniert. Alles was er macht, er beleuchtet die Situation oder eine Angelegenheit aus einer anderen Perspektive, richtet das Spotlight auf eine weitere Facette, nicht selten auf eine „neue“.1 Das kostet allerdings meist weitere Beratungszeit, und obwohl nicht selten eine Menge dabei herauskommt, geht diese erneute Anregung einigen mitunter auf den Geist. „Nicht schon wieder“, sagen manche Kollegen dann etwas gedehnt und überbetont, und der Controller ist ein wenig betroffen und ärgert sich — manchmal, aber immer weniger. Unnötige Ressourcenverschwendung, aktiv und passiv, von allen Beteiligten. Unnötige Ressourcenverschwendung ist es freilich auch, wenn der Controller (immer auch die Controllerin) instrumentalisiert wird. Er/Sie soll dann aus den Besprechungen und Höhenflügen, Visionen und Strategien im Vorstand Zahlen machen und sie durch den Konzern knüppeln. So jedenfalls erklärte mir das der Chefcontroller eines großen Versicherungskonzerns. Grober Unfug. Beide Verhaltensweisen, die Geringschätzung und Unkenntnis der Controllingfunktion wie die Instrumentalisierung der Personen für Controlling-Service, unter die Lupe zu nehmen und zu korrigieren, sind keine leichten, aber „geborene“ Herausforderungen für zeitgemäße Personalentwickler2 — nicht nur für diese, aber doch auch zentral für sie. Mitmachen müssen immer auch „die anderen“ Menschen in der Organisation, also das Management und die Controllerinnen und Controller.
Zum Neuen vgl. Groys 1992. Vgl. ferner: Kappler/Knoblauch 1996.
Rainer Marr, Freund und Kollege seit Jahrzehnten, dem ich diese Zeilen in herzlicher, alter und dauerhafter Verbundenheit zum 65. Geburtstag widme, hat als Personalmann solche Aufgaben nicht nur nie gescheut, sondern sie immer wieder mit Enthusiasmus angegangen und mit Erfolg gehandhabt. Vgl. seine vielen Veröffentlichungen zu diesem Thema, von denen hier nur zwei frühe zitiert seien: Marr 1979 und Marr/Stitzel 1979.
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© 2008 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Kappler, E. (2008). „Mensch, Controller ...“ Bedingungen und Möglichkeiten personalwirtschaftlicher Integration von Controlling. In: Sackmann, S. (eds) Mensch und Ökonomie. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9585-8_8
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