Gesetzliches Publizitätsverhalten von Managern

Auszug

In Kapitel 4 wurde bereits untersucht, inwiefern eine aktienbasierte Entlohnung die Anreize von Managern beeinflusst, freiwillig zu publizierende Informationen zurückzuhalten oder zu verzerren. Die explizite Ausgestaltung eines optimalen Agency-Vertrags in einem gesetzlichen Publizitätsrahmen wurde bisher nicht untersucht, und soll daher Gegenstand der Analyse dieses Kapitels sein. Primäres Ziel von aktienbezogenen Entlohnungssystemen ist es, die Interessen von Managern und Eigentümern in Einklang zu bringen. Allerdings weisen empirische Studien nach, dass ein aktienbezogenes Entlohnungssystem die Earnings Management-Anreize der Manager erhöht, um so die eigene Entlohnung auf Kosten der Eigentümer zu steigern [vgl. DeFusco u. a. (1990)].¹ Zusätzlich zu dieser Kritik von wissenschaftlicher Seite gerieten erfolgsabhängige Entlohnungssysteme auch durch die bekannten Bilanzskandale in die Kritik. Durch die Skandale entstand der Eindruck, dass die Finanzberichterstattung nur bedingt glaubwürdig ist, wenn in der Unternehmung eine Kultur der Fixierung auf den Aktienkurs vorherrscht [vgl. Goldman und Slezak (2005), S. 2]. Um das verloren gegangene Vertrauen der Anleger wiederherzustellen, verabschiedete der amerikanische Kongress im Jahre 2002 den Sarbanes-Oxley Act, der häufigere und detailliertere Veröffentlichungspflichten, verbunden mit höheren Strafen bei Fehlverhalten, festschreibt. Die Auswirkungen dieses Gesetzes stehen im Zentrum der analytischen Modellierung dieses Kapitels.

Der Begriff Earnings Management wird in dieser Arbeit nur im Zusammenhang mit gesetzlich zu publizierenden Informationen verwendet [vgl. Kapitel 5]. Innerhalb eines freiwilligen Publizitätsumfeldes wird das Verzerrungsverhalten des Managers als „Berichts- oder Informationsverzerrung“ bezeichnet [vgl. Kapitel 4].