Einleitung: Anwenderwissen dauerhaft verankern

Zusammenfassung

Seit jeher besteht ein Spannungsverhältnis zwischen dem „grenzenlosen Universum“ der Praxisaufgaben und einer begrenzten Anzahl bekannter betriebswirtschaftlicher Werkzeuge zu ihrer Lösung. Die häufig anzutreffende Erwartungshaltung der Praxis nach einer schnellen „Instant-Lösung“ ist deshalb unmöglich zu erfüllen. Trotzdem gibt es zahlreiche Bücher über diese Werkzeuge. Für den Praktiker ist es jedoch nicht einfach, die Lösung seiner Probleme in einem Buch nachzuschlagen, denn aus einem realen Problem in seinem Unternehmen oder seiner Abteilung wird eine neue theoretisch-wissenschaftliche Fragestellung generiert: Der Praktiker muss seine Situation zuerst abstrahieren, dann die passenden Werkzeuge aussuchen und sie bei der Anwendung auf seinen konkreten Fall übertragen. Dies meist unter Zeitdruck. Für beide Aufgaben – die Abstraktion von Problemlagen und die Konkretisierung von abstrakten Methoden – bieten Publikationen wenig Hilfestellung. Trotz hoher Auflagen und großer Anfangseuphorie der Leser landet so manches Buch bald für immer im Bücherregal. Man kann deshalb zu Recht die Frage stellen: „Sind die vertretenen Werkzeuge und ihre zugrunde liegenden Theorien überhaupt ‚praxisgerecht‘?“ Der Umkehrschluss aus dem bekannten Satz „nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie“ lässt vermuten, dass die verwendeten Theorien nicht „gut genug“ sind. Das Defizit liegt oft im fehlenden Fokus auf die Anwendung der Werkzeuge. Die reine Vermittlung abstrakter Formeln und Analysetechniken reicht nicht aus, um die Anwendungsmöglichkeiten im Bewusstsein der Suchenden und Lernenden zu verankern.