Zusammenfassung
Ein verwitweter Erblasser hinterläßt seinem einzigen Sohn ein Kunstwerk, das seit mehr als 25 Jahren in Familienbesitz ist. Da es sich bei dem in Rede stehenden Objekt um ein Altmeistergemälde handelt, stellt der Erhaltungszustand einen kritischen Faktor dar. Aus dem Gutachten eines Sachverständigen, das das Finanzamt zum Zweck der Verständigung mit dem Erben über den Wert der Bemessungsgrundlage der Erbschaftsteuerbelastung hat erstellen lassen, ergibt sich aufgrund der Beurteilung des Erhaltungszustands, daß für das Gemälde in der Tat ein Restaurierungsbedarf besteht. Der Erbe möchte das Kunstwerk alsbald veräußern und überlegt nun, an welcher Konzessionsgrenze er sich in den Preisverhandlungen mit einem Kunsthändler und einem Auktionshaus orientieren muß, damit es nicht zu einem aus seiner Sicht nachteiligen Veräußerungsergebnis kommt. Aus diesem Grund ermittelt er zunächst die Zahlungsreihe des Kunstwerks, wenn er es in seinem Portefeuille belassen und also nicht veräußern würde. Er legt seinem Kalkül einen Planungshorizont von zehn Jahren zugrunde. Dies tut er nicht ohne Grund, denn wegen der kunsthistorischen Bedeutung des Gemäldes kann er auf diese Weise eine Reduktion der Bemessungsgrundlage der Erbschaftsteuer um 40 % erzielen, wenn er das Kunstwerk darüber hinaus für diesen Zeitraum der Öffentlichkeit zugänglich macht. 1 Der Zugang der Öffentlichkeit zum Kunstwerk könnte durch eine unentgeltliche Leihgabe an ein Museum2 gewährleistet werden. Ein Museum hat bereits Interesse bekundet und bietet dem Erben im Gegenzug für die Leihgabe an, Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen und das Kunstwerk zu versichern. Darüber hinaus möchte das Museum sich ein Vorkaufsrecht vorbehalten, sobald der Erbe das Gemälde veräußern möchte. Durch die Leihgabe entstünden dem Erben mehrere Vorteile: Das Museum verbesserte den Zustand des Gemäldes unentgeltlich, es übernähme die Versicherungsprämien, ermöglichte eine Aufwertung der Provenienz des Kunstwerks durch die Aufnahme in die Ausstellung, die auf den Bekanntheitsgrad des Museums zurückzuführen ist, und erweiterte die Veräußerungsmöglichkeiten durch das Vorkaufsrecht.
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Frey, N. (2011). Bewertung der Kunst im ökonomischen Kontext. In: Betriebswirtschaftliche Kunstbewertung. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6237-9_2
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Publisher Name: Gabler
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