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Zusammenfassung

Psychologie ist die Wissenschaft von der Seele. Die Seele fühlt, denkt, will und handelt. Sei es in der germanischen Mythologie, wonach die Seelen Verstorbener sich auf dem Grund von Seen aufhalten (Seele abgeleitet aus dem urgermanischen saiwazfür „See“), sei es der mittelalterliche und auf Platon zurückgehende Dualismus von Seele und Körper, oder sei es in der christlichen Auferstehungslehre – die Seele ist das, worauf es ankommt. Sie macht das „Ich“ aus. Diese ehrwürdige, aber ja noch recht grobe Definition ist erstaunlicherweise in der zeitgenössischen Psychologie äußerst unpopulär. Wenn wir uns Grundlagentexte aus der Psychologie anschauen, so wird häufig von Verhaltengesprochen, etwas weniger von Erlebenund eigentlich nicht von Wollen. Für Letzteres wird der scheinbar wissenschaftlichere Ausdruck „Motivation“ verwendet, der eine Außenperspektive nahelegt. Das Motiv soll erklären, warum jemand ein bestimmtes Verhalten zeigt. Seele ist nicht mehr modern. Sie ist auch nicht lediglich durch den entsprechenden griechischen (psychē) oder lateinischen Begriff (anima) abgelöst worden. Auch von der Psyche wird selten gesprochen, obwohl sie ja dem Fach den Namen gegeben hat. Die Psyche kommt eigentlich nur noch indirekt vor, wenn man von psychischen Erkrankungen spricht. Die gesunde Psyche ist „out“. Wie wir sehen werden, ist der Behaviorismus, der versucht hat, Seelisches durch beobachtbares Verhalten zu ersetzen, daran ganz wesentlich beteiligt. Er wirkt stark bis in unsere heutige Theoriebildung hinein. Andererseits ist inzwischen auch klar geworden, dass sich Seelisches eben nicht auf beobachtbares Verhalten reduzieren lässt. So erklärt sich, warum es viele Autoren ganz und gar vermeiden, eine Definition von Psychologie zu geben. Damit müssten sie eine Position beziehen und würden angreifbar. Wenn sie es dennoch versuchen, vermeiden sie geflissentlich den Begriff „Seele“. Wir stehen zu unserer Definition der Psychologie als Wissenschaft von der Seele, auch wenn wir uns damit alle Probleme einhandeln, die man als Wissenschaftler nur haben kann. Eines unserer Anliegen ist es, diese Probleme aufzuzeigen. Wir versuchen den Begriff der Seele einerseits mit Rücksichtnahme auf dessen philosophische Tradition und andererseits aus der Sicht der gegenwärtigen psychologischen Forschung, verstanden als empirische Wissenschaft, zu klären.

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Hecht, H., Desnizza, W. (2012). Einführung. In: Psychologie als empirische Wissenschaft. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2947-6_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2947-6_1

  • Publisher Name: Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-8274-2946-9

  • Online ISBN: 978-3-8274-2947-6

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