Wesen der inneren Sekretion und der Hormone

Zusammenfassung

Unter innerer Sekretion verstehen wir die Tätigkeit jener Drüsen und drüsenähnlichen Gebilde, welche innerhalb unseres Organismus teils ins Blut, teils in andere Körperflüssigkeiten (Lymphe, Liquor cerebrospinalis) spezifische Stoffe abgeben, die fern von ihrem Entstehungsort gewisse spezifische Wirkungen zu entfalten vermögen. Diese Stoffe werden „Hormone“ (vom griechischen oϱμάω = ich treibe an) genannt. Zwischen den verschiedenen Hormondrüsen bestehen die mannigfaltigsten Wechselwirkungen insoferne, als so gut wie jede einzelne von ihnen unter dem funktionellen Einfluß von Hormonen einer oder mehrerer anderer Drüsen steht und sich in das komplizierte, aber ungemein sinnreiche und zweckmäßige harmonische Zusammenspiel des innersekretorischen Systems einfügt. Tritt an irgend einer Stelle dieses Systems eine Störung ein, etwa durch abnorme Minder- oder Mehrproduktion eines der Hormone, so erfolgt bald eine Verschiebung in der Sekretionsintensität einiger oder möglicherweise sogar aller anderen Drüsen zum Zwecke der Aufrechterhaltung mehr oder weniger normaler funktioneller Bedingungen im Gesamtorganismus. Die Funktionsgebiete der einzelnen Hormone greifen mehrfach ineinander über und gestatten gegenseitige kompensatorische Hilfswirkungen.