Zusammenfassung
Wir haben bisher immer wieder die Wahrnehmung als vollgültig betrachtet, als ob sie wirklich zu den Dingen hinführte; wir sind auf dem Standpunkte des naiven Realismus geblieben. Wir haben ihn sogar als Voraussetzung naturphilosophischer Betrachtungsweise eingeführt. Kann aber der naive Realismus der Kritik jener standhalten, welche immer wieder betonen, daß sich hinter der Wahrnehmung noch irgend etwas abspiele ? Wir haben den naiven Realismus gegen idealistische Denkweisen zu verteidigen. Die Sinnesorgane scheinen uns, wenn wir den Lauf der geschichtlichen Entwicklung betrachten, in unmittelbarer Abhängigkeit von der Außenwelt differenziert zu werden, und der Komplikationsgrad etwa der optischen Einrichtung des Auges steht in unmittelbarer Beziehung zu der Mannigfaltigkeit der Qualitäten, welche optisch differenziert werden können. Wenn wir auch begreiflicherweise über die Farbenwahrnehmungen primitiver Organismen nichts Bindendes aussagen können, so spricht doch nichts dafür, daß die Seeanemonen etwa in subtiler Weise auf Farben reagieren; ganz zu schweigen etwa von Farbwahrnehmungen der Protozoen. Bis vor kurzem hat man im Anschluß an Hess 1) den Bienen und damit den Insekten überhaupt, die Fähigkeit der Farbwahrnehmung abgesprochen und nur den Wirbeltieren Farbwahrnehmung zugeschrieben.
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Schilder, P. (1928). Über den Realitätswert der Wahrnehmung. In: Gedanken zur Naturphilosophie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9848-3_14
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