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Die psychoanalytische Theorie der Hypnose

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Lehrbuch der Hypnose

Zusammenfassung

FERENCZI erblickt In der Hypnose ein Wiederaufleben infantil erotischer, masochistischer Einstellungen. Der Hypnotisierende ist entweder Abbild des Vaters, Vaterhypnose, oder ist Ebenbild der Mutter, Mutterhypnose. Im Zentrum der Hypnose stehen Triebregungen aus dem Bereiche des Ödipuskomplexes. Auch FERENCZI stellt die Suggestion und die Suggestibilität in das Zentrum seiner Betrachtungen. In der Tat, Hypnose und Suggestibilität haben eine erotische Wurzel. Hypnotisiert man Frauen, so erreicht den Hypnotiseur vor dem Einschlafen und nach dem Erwachen sehr häufig jener brechende Blick, der für sexuelle Erregung kennzeichnend ist. Zittern, welches dem Zittern bei erotischer Erregung entspricht, ist nicht selten. Die hysteriformen Versteifungen im Beginn einer Hypnose zeigen oft deutlich die Verwandtschaft mit Coitusbewegungen. Versucht man von Hypnotisierten Angaben zu erhalten, so erfährt man sehr häufig von einem wohlig angenehmen Gefühl, von einer wohligen Mattigkeit u. dgl. m. Gar nicht selten wird unverhüllt von sexueller Erregung gesprochen. Die Beschuldigungen, welche hypnotisierte Patienten gegenüber dem Hypnotiseur erheben, er habe sie mißbraucht, entspringen den durch die Hypnose geweckten erotischen Phantasien. Eine wahrscheinlich schizophrene Patientin unserer Beobachtung hatte bei einer Laienhypnose, welche in Gegenwart anderer Personen vorgenommen worden war, den entschiedenen Eindruck, daß sie den Zwang verspüre zu denken: „Ich Hebe dich“. Die Hellsichtigkeit der Schizophrenen in bezug auf psychologische Probleme erstreckt sich ganz besonders auf die Hypnose. Für schizophrene und paraphrene Patienten bedeutet Hypnotisiertwerden und sexuell Beeinflußt werden das gleiche. Auch der Sprachgebrauch des alltäglichen Lebens ist hier heranzuziehen, welcher in der Erotik gerne von Verzauberung und Hypnose zu sprechen pflegt. „Du hast mich hypnotisiert“ ist geradezu ein Ausdruck für erotischen Zwang. Es gehört zu der typischen Furcht der Frau, bei der Hypnose vergewaltigt zu werden. Wir haben von Patientinnen der Klinik, die wir hypnotisierten, wiederholt derartige Angaben erhalten, trotzdem wir grundsätzlich nur in Gegenwart dritter Personen hypnotisieren. Besonders auffallend war diese Angabe im Munde einer intelligenten Bankbeamtin, welche allerdings in ihre Neurose dadurch geraten war, daß ihr der Vater sexuell nachstellte und sie wiederholt zu vergewaltigen versucht hatte. Die Furcht vor Vergewaltigung ist sicherlich Ausdruck des entsprechenden Wunsches, welcher durch die Hypnose geweckt wird. Sanftes Zureden, Anschreien, Brutalisieren sind nicht nur Mittel der Hypnosetechnik, sondern auch solche erotischer Verführung. Die technischen Mittel des „Fixierens“, Streicheins — gewisse Techniken machen ja von den Strichen über den Körper sehr ausgedehnten Gebrauch — sind der Hypnose und der Erotik gemeinsam.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Schilder, P., Kauders, O. (1926). Die psychoanalytische Theorie der Hypnose. In: Lehrbuch der Hypnose. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9805-6_6

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