Die Bedeutung der Kognitions-Emotions-Kopplung für schizophrene und affektive Psychosen

Zusammenfassung

In den gegenwärtig diskutierten kognitionstheoretischen Modellierungen der neuropsychologischen Befunde bei affektiven und schizophrenen Psychosen spielt das Problem der Kognitions-Emotions-Kopplung eine besondere Rolle. Sowohl psychopharmakologische Befunde über die Wirkung von Antikonvulsiva bei affektiven Störungen als auch neuroendokrinologische und neuropsychologische Befunde sprechen dafür, daß den Temporallappen — und insbesondere den Mandelkernen — eine strategisch bedeutungsvolle Rolle bei der „Ubersetzung“ von kognitiven — und Wahrnehmungsleistungen in emotionelle Erregung zukommt. Andererseits läßt sich aus wahrnehmungspsychologischen Untersuchungen an Patienten mit Schizophrenie und gesunden Probanden unter Cannabinoid-Einwirkung schließen, daß hippocampale Comparator-Leistungen bei psychotischen und „psychedelischen“ Zustandsbildern dysfunktional sind. Es wird versucht, aufgrund dieser Befunde und grundsätzlicher Überlegungen über Simulationen von kognitiven Leistungen im Hinblick auf interne Bewertungskontexte sowie neuere neurophysiologische Untersuchungen der Kognitions-Emotions-Kopplung ein allgemeines Funktionsschema und dessen Veränderungen bei funktionellen Psychosen abzuleiten.