Möglichkeiten und Grenzen der Positiv-Negativ-Dichotomie der Schizophrenie

Zusammenfassung

Es ist modern geworden in den letzten Jahren, nicht nur von Minus- und Plussymptomatik, nicht nur von produktiver/aproduktiver, sondern auch von negativer und positiver Symptomatik der Schizophrenie zu sprechen. Aus den Arbeiten von Berrios (1985, 1991) erfährt man jedoch, daß Beschreibungen von psychopathologischen Phänomenen, die man heute als positiv bzw. negativ bezeichnet, schon in der altindischen, griechischen und römischen Medizin zu finden sind, selbstverständlich unter anderen Bezeichnungen. Die Begriffe ‚positiv‘ und ‚negativ‘ wurden in die Psychiatrie wahrscheinlich zuerst von Reynolds im Jahre 1858, also vor 135 Jahren, eingeführt. Will man Grenzen und Möglichkeiten der Positiv-Negativ-Dichotomie der Schizophrenie beschreiben, dann muß man auf die Ansichten von Jackson und Henry Ey zurückgreifen: Im Jahre 1887, also vor über 100 Jahren, beschrieb Jackson in seiner Arbeit „Remarks an evolution and dissolution of the nervous system“ die „negativen“ Symptome als Defizite oder Einschränkungen und die „positiven“ Symptome als produktive psychotische Erscheinungen. Diese Lehre Jackson’s wurde konsequent dann von Henry Ey weitergeführt und durch die Unterscheidung zwischen Synchronie — also der Querschnittssymptomatik — und Diachronie — also der Längsschnittssymptomatik — bereichert.