Wege zum Ersatz von Tierversuchen für die Wirkwertbestimmung von Herzglykosid-Gemischen

Zusammenfassung

Die Standardisierung herzglykosidhaltiger Pflanzenextrakte, als Arzneimittel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erfolgt in Deutschland gemäß DAB 10 mit der von Knaffl-Lenz entwickelten intravenösen Titrationsmethode am narkotisierten Meerschweinchen. Wir haben es unternommen, eine Ersatzmethode an schmerzfreier Materie zu entwickeln, die den Knaffl-Lenz-Test in Zukunft überflüssig machen kann.

Die Methode basiert auf der Verwendung spontan kontrahierender Aggregate embryonaler Hühnerzellen, an denen der Wirkwert der Glykoside nach dem gleichen Kriterium wie bei der Knaffl-Lenz-Methode, d.h. anhand der Intoxikation bzw. dem Sistieren der Kontraktion bestimmt wird. Herzzell-Aggregate werden in Tyrode-Lösung unterschiedlichen Glykosid-kon-zentrationen ausgesetzt und die Zeitdauer bis zum Stillstand ermittelt. Die Konzentrations-Wirkungs-Beziehung stellt eine hyperbolische Funktion dar, aus der nach doppelt reziproker Transformation Kenngrößen für die Wirkstärke gewonnen werden können. Wir verwenden die EC_15min, d.h. die Konzentration, die zu einem Kontraktionsstillstand nach 15 min Einwirkungsdauer führt. Ähnlich wie bei der Meerschweinchentitration nach Knaffl-Lenz wird die biologische Wirkstärke der Glykosidgemische jeweils auf ein entsprechendes Referenzglykosid bezogen. Diese zellbiologische Methode hat sich hinsichtlich Präzision und Praktikabilität dem Tierversuch mindestens gleichwertig erwiesen und erfüllt damit die Kriterien einer Ersatzmethode.