Sozialsystem und Bewußtsein

Zusammenfassung

In der griechischen Götterwelt wird der Meeresgott Proteus mit „dem Vielgestaltigen und Wechselnden“ (Wissowa, 1975) assoziiert. Nach Ovid, der so vieles über Wandlung und Verwandlung weiß, erscheint Proteus in neun Gestalten: als Jüngling, Löwe, Eber, Schlange, Stier, Stein, Baum, Strom, aber auch als Feuer. Er ist demnach ein wandelhafter Geselle, gekennzeichnet durch viele Metamorphosen. Ernst Cassirer schrieb, daß der Bewußtseinsbegriff der eigentliche Proteus der Philosophie sei und sich in einem unablässigen Bedeutungswandel befinde (Cassirer, 1950).

Leopold Rosenmayr, geb. 1925 in Wien. Studium: Universität Wien 1946–1949; Sorbonne Paris 1950–1951; Harvard University 1951–1952. Gastprofessor an der Fordham University, New York 1952–1953. Begründet 1954 die „Sozialwissenschaftliche Forschungsstelle“ an der Universität Wien. Seit 1955 Dozent, seit 1963 o. Professor für Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Wien. 1964–1969 Präsident der österreichischen Gesellschaft für Soziologie. 1966–1974 Mitglied des Exekutivkomitees der International Sociological Association. Seit 1980 Leiter des Ludwig-Boltzmann Instituts für Sozialgerontologie und Lebenslaufforschung. Wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Empirische Arbeiten zur Stadt-, Gemeinde-, Familien-, Jugend- und Alterssoziologie sowie Publikationen zur Wissenschaftstheorie der Sozialwissenschaften und Leitung multidisziplinärer Projekte zur Erforschung von Kulturkonflikten in Prozessen der Entwicklung in der Dritten Welt. Neuere Publikationen: Die Kräfte des Alters, Wien 1990; Soziologie als Kulturwissenschaft, Wien 1992.