Chronische Infektionskrankheiten: Tuberkulose, Rheuma, Syphilis

Zusammenfassung

Die Tuberkulinreaktion fällt bei Erwachsenen wegen der fortschreitenden Durchseuchung mit Tuberkelbazillen so häufig positiv aus, daß sie jeden diagnostischen Wert verloren hat und bei Tuberkulose verdacht gleich eine Röntgenaufnahme veranlaßt wird. Es ist nun aber ein prinzipieller Fehler, wenn diese für die Erwachsenen gültigen Verhältnisse auf das Kindesalter übertragen werden und bei Kindern auf die Tuberkulinprüfung verzichtet wird. Denn bei den Kindern hat die Tuberkulinreaktion noch einen außerordentlich großen diagnostischen und differentialdiagnostischen Wert. Es muß deshalb prinzipiell gefordert werden, daß bei allen unklaren Krankheitsfällen das Kind gründlich mit Tuberkulinproben durchuntersucht wird. Ebenso wichtig wie die positive Reaktion für die Erkennung der Kindertuberkulose ist die Möglichkeit, aus einer wiederholt angestellten, stets negativ bleibenden Reaktion eine Tuberkulose ausschließen zu können. Trotz einer bestehenden Tuberkulose wissen wir, daß die Tuberkulinreaktionen negativ ausfallen können: in den letzten Stadien einer schweren Tuberkulose mit Kachexie, bei Miliartuberkulose, bei Meningitis tuberculosa und nicht so selten auch bei der Peritonealtuberkulose, bei gewissen Tuberkuliden der Haut usw. Hier ist der Organismus so überschwemmt mit Tuberkuloseallergenen, daß die Hinzufügung von Tuberkulin keine Reaktion mehr auszulösen vermag.

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