Zusammenfassung
Eine hormonale Beeinflussung der Nierentätigkeit erfolgt durch verschiedene endokrine Drüsen (Epithelkörperchen, Schilddrüse, Nebennieren), darunter auch von der Hypophyse, und zwar zunächst von ihrem Hinterlappen (Abkürzung HHL) aus. Sie vollzieht sich durch sein antidiuretisches Hormon, das sogenannte Adiuretin, von dem noch nicht sicher feststeht, ob es ein selbständiges HHL-Hormon oder mit dem Vasopressin des HHL identisch ist. Ersteres ist wahrscheinlich. Das Adiuretin (Vasopressin) des HHL stimuliert unmittelbar die Rückresorption von Wasser aus dem Glomerulusfiltrat seitens der Nierentubuli [Gilman und Goodman (1936/7)], ohne die Blutzirkulation in der Niere zu beeinflussen (Samson Wright), VAN DER Velden hat die diuresehemmende Wirkung von Auszügen aus HHL entdeckt. Wird ein Wasserverlust des Körpers zu groß, so steigt die Vasopressinabgabe und somit das Ausmaß der Rückresorption von Wasser in den Nierenkanälchen, wodurch Wasser eingespart wird. Die Nieren stehen dauernd unter der Zügelung durch das Adiuretin (Vasopressin). Wird nach subkutaner Injektion eines HHL-Extraktes Wasser getrunken, so verzögert sich die Ausscheidung über die normale Zeit hinaus; eine Hydrämie ist die notwendige Folge, weil das Wasser nicht mehr entsprechend dem Maß der Resorption im Darm — wie normal — durch die Nieren ausgeschieden wird. Eine bereits in Gang befindliche Wasserdiurese wird gehemmt. Die subkutane Injektion wirkt stärker als die intravenöse. Die Wirkung des HHL-Hormons tritt auch an der entnervten Niere und an dezerebrierten Tieren und solchen mit Rückenmarksdurchschneidung (S. Janssen), ferner auch an der isolierten Niere (Herz-Lungen-Nierenpräparat) ein (Starling und Verney), SO daß ein unmittelbarer renaler Angriffspunkt derselben (Wirkung auf die afferenten Arteriolen der Glomeruli nach Adolph) außer Zweifel steht. Gleichzeitig mit der Verminderung der Harnmenge steigt die Konzentration des Harnes, insbesondere sein Kochsalzgehalt. Die starke Kochsalzausschwemmung unter Adiuretinwirkung ist von der Diurese unabhängig. Auch K, Mg und P werden vermehrt ausgeschieden. Im Gegensatz zur gewöhnlich stattfindenden Diuresehemmung tritt am narkotisierten Tier manchmal eine Förderung der Wasserausscheidung auf, also eine entgegengesetzte Wirkung. Ob die Narkose Wirkung die Niere selbst betrifft oder das Blut oder die Gewebe, aus denen die Harnbestandteile herausgeschafft werden, ist noch nicht geklärt. Exstirpation des Hinterlappens der Hypophyse beraubt die Nieren ihrer Fähigkeit, den Harn zu konzentrieren, und hat Polyurie und das Krankheitsbild des Diabetes insipidus zur Folge. Zufuhr von HHL behebt diese Störung. Auch das Aufschnupfen von HHL-Pulver ist wirksam und wird darum in der klinischen Therapie des Diabetes insipidus verwendet.
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Chwalla, R. (1951). Die endokrinen Einflüsse auf die Tätigkeit der menschlichen Niere. (Hormonales Geschlechtssystem und Nieren). In: Urologische Endokrinologie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-7778-5_7
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