Urologische Aspekte bei Erektionsstörungen

Zusammenfassung

Die erektile Dysfunktion wurde Ende der achtziger Jahre zum dominierenden Thema der Andrologie und der Urologie. Dabei wurden, in Umkehrung der früher angenommenen Verhältnisse, die Ursachen für Erektionsstörung von vielen Urologen überwiegend (bis zu 80%) organisch gesehen. Entsprechend wurde das diagnostische Spektrum bei der Abklärung von Potenzstörungen in den meisten Kliniken in Händen der Urologen ausschließlich organisch orientiert und mit operativ-technischen Methoden betrieben. Dabei wurde übersehen, daß umso mehr fraglich pathologische Befunde und Anomalien gefunden werden, je differenzierter und invasiver die angewandten Untersuchungsmethoden sind. Häufig führte dies in eine diagnostische Einbahnstraße, die dann zwangsläufig in einer „organischen“ Therapie mündete. In den letzten 3–4 Jahren ist eine gewisse Kehrtwendung eingetreten, weil die Therapieergebnisse mit invasiven Verfahren häufig enttäuschend waren. Es gilt in urologischen Kreisen wieder als anerkannt, daß mindestens 50% der Potenzstörungen psychogener Art sind. So ist es heute auch eher möglich, die interdisziplinäre Abklärung (vor allem mit der Psychiatrie) zu fordern und auch zu realisieren.