Neue Ansätze in der Verhaltenstherapie bei Abhängigkeitserkrankungen

Zusammenfassung

Der Verhaltenstherapie hat durch die Veröffentlichung von Behandlungskonzepten für verschiedene Suchtformen und Behandlungssettings (u. a. Petry 1993; Schneider 1982; Marlatt u. Gordon 1985; Monti et al. 1991; Beck et al. 1997) in den letzten 20 Jahren wesentlichen Anteil an einer zunehmenden Professionalisierung der Suchtbehandlung gehabt (Lindenmeyer u. Schneider 1998) und eine empirische Überprüfbarkeit von Behandlungsmaßnahmen ermöglicht. Neue Erkenntnisse der suchtspezifischen Grundlagenforschung, die zunehmende Anwendung von Qualitätsicherungskonzepten sowie das zunehmende Kostenbewußtsein im Gesundheitswesen haben in den letzten Jahren für eine Weiterentwicklung der verhaltenstherapeutischen Behandlungsangebote für Abhängigkeitserkrankungen gesorgt: Stationäre Suchtbehandlungseinrichtungen haben sich der Tatsache zu stellen, daß die Komplexität sowie der hohe Zeit- und Kostenaufwand traditioneller Langzeitbehandlungen für viele Suchtkranke zunehmend fraglich erscheint (Süß 1995). Epidemiologische Studien machen deutlich, daß durch die bestehenden stationären Entwöhnungseinrichtungen jährlich weniger als 1 % aller Suchtpatienten erreicht werden, während der Rest das medizinische Versorgungssystem beansprucht, verbunden mit enormen Kosten für das Gesundheitswesen (Weisinger 1996). Es besteht ein Mangel an Therapieangeboten für „Problemtrinker“, bei denen ein schädlicher Gebrauch von Suchtmitteln zu beobachten ist, ohne daß die Kriterien für eine Abhängigkeit erfüllt werden (Sobell u. Sobell 1993; Watzl u. Rockstroh 1995). In diesem Beitrag werden einige aktuelle Entwicklungslinien verhaltenstherapeutischer Suchtbehandlung exemplarisch dargestellt.