Zusammenfassung
Wenn die Psychopathologie des Kindesalters und damit auch die Bedeutung der Psychogenese für die Entstehung und Bewertung von Organsymptomen in den beiden letzten Dezennien an Interesse gewonnen hat, so ist dies wohl in erster Linie zwei Persönlichkeiten zu verdanken. Einmal hat Czerny durch den Hinweis auf den Arzt als Erzieher vom ärztlich pädagogischen Pol her den Weg zu den nervösen Störungen des Kindes gewiesen, zu deren Klärung er auch später besonders durch den Ausbau der Lehre von den bedingten Reflexen beigetragen hat. Auf der anderen Seite war es Freud, der das Problem von der kausalen Seite her angepackt und so befruchtend auf das Studium auch der Kinderpsychopathologie eingewirkt hat. Die Ausstrahlungen der Freudschen Lehre mußten zur Erforschung der Kindesseele anregen: die einzelnen Störungen wurden in spezifischer Genese zu deuten gesucht und von der ersten Kindheit bis ins Alter hinein verfolgt. So erkenne ich vollkommen den besonderen Wert der Freudschen Lehre für die Kenntnis der Entstehung der kindlichen nervösen Störungen an, wenn auch mehr mittelbar als unmittelbar, da ich dem Freudschen Pansexualismus, der auch in dessen letzter Arbeit „Kindliche Neurose“ bewußt betont wird, nieht unbedingt folgen kann. Gerade diesen Pansexualismus halte ich nieht für eine geeignete Grundlage für die ätiologisehe Beurteilung und noch weniger für die Behandlung der kindliehen Stötungen. Diese, wenn aueh recht bedeutende Einsehränkung hindert aber nieht daran, wie ich nochmals betonen möchte, daß ich in Freud einen Bahnbreeher für die sieh zunaehst nur allmählieh durchsetzende Erkenntnis der Bedeutung der Psychogenese für das Zustandekommen von Organsymptomen beim Kinde ansehe.
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Pototzky, C. (1925). Psychogenese und Psychotherapie von Organsymptomen beim Kinde. In: Schwarz, O. (eds) Psychogenese und Psychotherapie Körperlicher Symptome. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5429-8_13
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