Zusammenfassung
Wer heutzutage über Probleme des gesunden oder des kranken Seelenlebens handelt, sieht sich vor allen Dingen vor die Frage gestellt, welche Haltung er gegenüber der neueren Seelenforschung und ihren verschiedenen Richtungen beobachte. Ich will zu dieser Hauptfrage — obwohl ich sie zum Teil schon bei anderen Gelegenheiten beantwortet habe — sogleich Stellung nehmen, und zwar mit aller Präzision und Kürze: Nach meiner Überzeugung, von der ich wohl weiß, daß sie ein Abgrund von jener der jüngsten Psychiatergeneration trennt, ist der Nutzen der neueren Psychologie annoch nicht so groß und nicht so eindeutig, als daß sie ein Recht hätte, den alleinigen Bewertungsmaßstab für Studien auf seelenkundhchem Gebiete abzugeben; einstweilen hat auch noch ein Psychiater, der allen diesen neueren Richtimgen fernesteht oder, besser gesagt, sich ihrer Ergebnisse nur fallweise und nach seinem Ermessen eklektisch bedient, der also weder schulgerechter Phänomenologe noch Erkenntnistheoretiker, weder sogenannter Denkpsychologe noch Individualpsychologe noch Psychoanalytiker ist, sondern dem die schlichte Sprechstunden- und Krankenbettpsychologie, dank der Wernicke, Kraepelin, Wagner-Jauregg, Bleuler, Bonhöffer und viele andere Meister so viel wesenthche Erkenntnisse zutage gefördert haben, vollauf genügt, das Recht, zu reden, zu schreiben und die Ergebnisse seiner Studien mit Ernst geprüft zu sehen.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Stransky, E. (1928). Grundsätzliches zu den modernen Richtungen in der Psychopathologie. In: Subordination Autorität Psychotherapie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5304-8_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5304-8_1
Publisher Name: Springer, Vienna
Print ISBN: 978-3-7091-5156-3
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