Zusammenfassung
Therapeutische Versuche, Genitalkarzinomehormonal zu behandeln, sind wesentlich jüngeren Datums als die beim Brust- und Prostatakrebs. Dies ist eigentlich verwunderlich, besonders beim Korpuskarzinom, das wie kein anderes die Bedingungen erfüllt, die für eine Hormonbehandlung notwendig sind: nämlich, daß es einem Organ entstammt, das normalerweise unter hormonaler Kontrolle steht, und daß das Karzinom mit dem Muttergewebe noch weitgehende Aehnlichkeit hat. Dies trifft für die ausgereiften Formen des Uteruskörperkrebses in hohem Maße zu. Trotzdem sind bis zum Beginn einer Therapie fast 50 Jahre verstrichen, seitdem Schinzinger 1889 zur Unterstützung der Mammakarzinomtherapie die Ovarektomie empfohlen und damit das Tor zu einer segensvollen Behandlung gewisser Krebsformen eröffnet hat. Die Grundlagen für diese Therapie waren ursprünglich rein empirisch, hatte man doch noch herzlich wenig Ahnung von der inneren Sekretion. Man glaubte nur, wenn sich eine bestimmte Krebsform unter dem Einfluß der Keimdrüsen besser und schneller entwickle als ohne diese, so müsse wohl die Entfernung dieser Drüsen die Heilung unterstützen. Und — nachdem ja immer ein Gegensatz zwischen weiblichen und männlichen Gonaden bestünde — so müßte eventuell auch die Zufuhr des konträren Hormons eine gute Wirkung haben. Man hat angenommen, daß die Zufuhr des gegengeschlechtlichen Hormons so etwas wie eine Neutralisierung des eigenen bewirke. Daß dies sicher nicht so ist, ist eine der wenigen gesicherten Tatsachen, die wir heute wissen. Und daß wir gerade in der Gynäkologie schlechter daran sind mit unseren Kenntnissen, liegt weniger an den Gynäkologen als an den besonderen Verhältnissen, die wir beim weiblichen Genitalkarzinom antreffen. Hat man ursprünglich angenommen, daß es sich bei dem ganzen Problem nur um den Gegensatz: hie weiblich — hie männlich handle, so hat man bald eingesehen, daß eine wesentliche, wenn nicht ausschlaggebende Rolle die Hypophyse als übergeordnetes Organ (Hofbauer 1932) spiele. Dazu kommt, daß der Uterus kein so stummes Erfolgsorgan ist wie die Mamma oder Prostata, sondern unter einer eingreifenden hormonalen Behandlung recht unangenehme Zwischenfälle produzieren kann.
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Antoine, T. (1955). Die Hormonbehandlung des weiblichen Genitalkarzinoms. In: Arzt, L. (eds) Achte Österreichische Ärztetagung Salzburg. Österreichische Ärztetagung, vol 8. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5071-9_5
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